Untersuchung zur Gruppenbildung von Sauen unter Anwesenheit eines Ebers
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Ziel der eigenen Untersuchungen war es, das Entstehen der Rangordnung in einer achtköpfigen Sauengruppe zu analysieren und mögliche Auswirkungen der Anwesenheit eines Ebers auf die Rangkämpfe nachzuweisen. Es konnten 26 Gruppen mit je 8 Sauen einbezogen werden, die in einer videoüberwachten Stimu-Bucht (27,3 m2) alternierend mit oder ohne Eber gruppiert und für je 48 Stunden analysiert wurden. Vor und nach jeder Aufstauung wurden die Tiere auf Verletzungen hin bonitiert. Bei der Videoauswertung wurden die innerhalb einer Dyade beobachteten Angriffe und Kämpfe notiert, so dass anhand dieser Daten die Rangposition jeder Sau ermittelt werden konnte. Mit dem Programm MatMan 1.1 wurden für jede Gruppe verschiedene soziometrische Kenngrößen berechnet. Je Gruppe wurden in den 48 Stunden der Gruppierung 199,3 agonistische Interaktionen (AI) ausgefochten (103 bis 323). Etwa ein Drittel der AI - bezogen auf 48 Stunden - wurde in den ersten 3 Stunden ausgetragen, am zweiten Tag der Gruppierung fanden nur noch etwa 25 % der AI statt, dabei gab es keinen Unterschied zwischen Gruppen mit oder ohne Eber. Auch auf die soziometrischen Kenngrößen nahm die Anwesenheit des Ebers keinen Einfluss. Die Zahl der AI wurde im Wesentlichen von dem Stallklima sowie der Anzahl bekannter Dyaden beeinflusst. Auf Ebene des Einzeltieres wurden 50 AI je Sau ausgefochten, davon 10,7 % Kämpfe. Auf die Zahl der AI sowie die Häufigkeit und Schwere der Verletzungen bei den Sauen hatte die Präsenz eines Ebers keine Auswirkungen. Ranghohe Sauen traten in den AI, in die sie verwickelt waren, meistens als Aggressoren auf, rangniedere Sauen als Receiver. Kämpfe dauerten mit 31,1 Sekunden im Mittel etwa 10-mal so lange wie Angriffe (x= 3,0 Sekunden). In den eigenen Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass ein Eber nur in geringem Umfang Interesse an den Rangauseinandersetzungen der Sauen zeigt. Der Einfluss des Ebers auf das Sozialgefüge der Sauen ist beschränkt. Die Ergebnisse sind in zwei Richtungen im Sinne von Beratungsempfehlungen zu verwerten: Eine Stimulationsbucht (oder eine Arena) zur Gruppenbildung unmittelbar nach dem Absetzen der Sauen von den Ferkeln ist biologisch sinnvoll, um die zu Beginn der Gruppenhaltung im Wartestall zu erwartenden Rangordnungsauseinandersetzungen in Dauer und Heftigkeit zu entschärfen. Die Anwesenheit eines Ebers während der Erstgruppierung bringt unter dem Aspekt einer möglichen Beeinflussung von Häufigkeit und Dauer der unvermeidbaren Rangordnungskämpfe keine Vorteile. Die Zuordnung eines Ebers bei der Gruppierung von Sauen ist somit nicht zu empfehlen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- Gruppenbildung mit oder ohne Präsenz eines Ebers. Proc. Aktuelle Arbeiten zur artgemäßen Tierhaltung 2007, KTBL-Schrift 461, S. 194-202
Borberg, C.; Hoy, St.
- Analyse der agonistischen Interaktionen bei der Gruppierung von Sauen mit oder ohne Eber. Diss. Univ. Gießen 2008
Borberg, C.
- Analyse der agonistischen Interaktionen zwischen Sauen unterschiedlicher Rangposition. Proc. Aktuelle Arbeiten zur artgemäßen Tierhaltung 2008. KTBL-Schrift 471, S. 215-217
Borberg, C.; Hoy, St.
- Gruppenhaltung beginnt mit Gruppenbildung. Proc. Tagung der DVG- Fachgruppe „Tierschutz", Nürtingen 21. und 22.2.2008, S. 27-38
Borberg, C.; Hoy, St.