Frühgeschichtliche Festungen in der östlichen Region Indiens: geophysikalische Komponente einer Erkundungsreise
Final Report Abstract
Ein Teilprojekt des DFG Schwerpunktprogramms 1066, "Umstrittene Zentren: Konstruktion und Wandel sozio-kultureller Identitäten in der indischen Region Orissa" (Antragsteller von der Universität Kiel: Prof. Dr, H. Kulke), befasste sich 2001 bis 2004 mit der frühgeschichtlichen Archäologie der Region Orissas an der Ostküste Indiens. Im Laufe der Landesaufnahme wurden in diesem großen Raum (157,OOOQuadratkilometer) diverse antike Festungen manifest, die bisher lediglich in Fachbeiträgen aufgelistet waren. Diese wurden teilweise mit einem einfachen GPS-Empfänger kartiert aber im Einzelfall auch mit einem elektronischen Tachymeter, der wesentlich genauer kartiert. Mit dem Einsatz eines Laserscanners für die Aufnahme eines antiken Säulenkomplexes in Sisupalgarh in der Nähe der Hauptstadt Bhubaneshwar nahm die Dokumentation 2003 qualitativ eine neue Dimension an: Seit ihrer Entdeckung in den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde Sisupalgarh, die größte, zumindest teilweise noch erhaltene Festung Ostindiens weitgehend ignoriert und konnte erst kurz vor ihrer Entstellung durch Baumaßnahmen dokumentiert werden. Untersuchungen durch Bodenradar sollten den Zustand der Stadtbefestigungen und einer vermuteten Palastanlage erhellen. Computersimulationen und -animationen veranschaulichen die antike Festung, eine Darstellungsweise, die in der Archäologie Südasiens noch nicht geläufig ist. Die Laserscanner-Aufnahme des Säulenkomplexes (die sog. Area D) enthüllte einige ausgeraubte "Geistermauern", die das Vorhandensein eines größeren Baukomplexes signalisieren. Die vermuteten Reste des Palastes wurden vermessen und mit Bodenradar untersucht. Dabei wurde klar, dass noch antike Baureste im umliegenden Reisfeld existieren. Radaraufnahmen sollten überprüfen, ob die Computersimulation einer der antiken Toranlagen plausibel ist. Die Frage, wie der Wassergraben ausgesehen hat, wurde zum Teil geklärt. Das Vorkommen eines Wassergrabens konnte theoretisch nicht ernsthaft in Frage gestellt werden. Existenz und Position sind nun durch physikalische Methoden viel konkreter geworden. Durch die Verteilung antiker Befestigungen in der Region ergibt sich eine Vorstellung, wo in der Antike das politische und kulturelle Zentrum der Region Orissas lag. Es scheint, dass die Küste nicht nur heute, sondern auch damals vorherrschend war. Eine multidisziplinare Arbeitsgruppe erzielte ausgezeichnete Ergebnisse besonders durch die erstmalige Verwendung von diversen physikalischen Messmethoden. Indologische bzw. historische Informationen halfen, die Ergebnisse in die Geschichte Indiens zu kontextualisieren.
Publications
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4 P. Yule in collaboration with D. Modarressi, The New Face of Sisupalgarh, Utkala Pradipa 5, 2003 [2004], 11-17