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Sprachliche Eigenschaften von Übersetzungen - eine korpusbasierte Untersuchung für das Sprachenpaar Englisch-Deutsch

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung von 2005 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5444283
 
Erstellungsjahr 2010

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Forschungsprojekt CroCo war der Frage gewidmet, ob Übersetzungen über bestimmte Eigenschaften verfügen, die sie erkennbar von nicht übersetzten Texten unterscheiden. Diese systematischen Eigenschaften von Übersetzungen wurden untersucht, um empirische Erkenntnisse über das Übersetzen als besondere Form der Textproduktion zu gewinnen und ihre Bedeutung für den Sprachwandel zu analysieren. Zu diesem Zweck wurde ein Korpus mit großen Mengen von Texten aufgebaut und ausgewertet. Diese elektronische Datenbank enthält englische und deutsche Texte, sowohl Originale als auch Übersetzungen, die in acht verschiedene Register (z.B. Tourismusbroschüren, Briefe an Aktionäre oder populärwissenschaftliche Texte) unterteilt wurden. Dabei wurden Übersetzungen in beide Richtungen berücksichtigt, um herauszufinden, ob bestimmte Besonderheiten mit der Übersetzungsrichtung zu tun haben. Zu den insgesamt 462 Texten (ca. 1 Mio. Wörter) kamen weitere 217 Textausschnitte als Vergleichsgrundlage für die Analysen, das Referenzkorpus (ca. 68.000 Wörter). Alle Texte wurden mit Hilfe elektronischer Werkzeuge sowie manueller (Nach-)Bearbeitung mit Metainformationen und sprachlichen Informationen versehen. Diese Annotation wurde auf der Ebene der Wörter, Phrasen und syntaktischen Funktionen durchgeführt. Außerdem wurden Originale und Übersetzungen auf Satz-, Einzelsatz- Phrasen-, Funktions- und Wortebene aligniert, d.h., es wurde gekennzeichnet, welche Elemente im Ausgangstext welchen Elementen im Zieltext entsprechen. Dadurch entstand eine Ressource, die umfassende Abfragen und Auswertungen ermöglicht. Eine der Abfragen ergab beispielsweise, dass beim Übersetzen ins Deutsche überdurchschnittlich häufig Verben als Substantive übersetzt werden. In der anderen Richtung geschieht dagegen genau das Gegenteil. Ein Vergleich mit der Verteilung der verschiedenen Wortarten in den Referenzkorpora zeigte, dass sich dieses Phänomen auch dort schon beobachten lässt. Das heißt, die Übersetzer passen ihre Texte den Charakteristika der Zielsprachen an (Normalisierung). Auch für andere der vermuteten Eigenschaften fanden sich Belege. So gab es häufig Stellen, in denen relativ kompakte und komplizierte Konstruktionen (z.B. im Deutschen) in der englischen Übersetzung vereinfacht oder deutlicher wiedergegeben wurden (Simplifizierung, Explizierung). Es wurde auch klar, dass sich zwar viele Beispiele für die untersuchten Eigenschaften finden lassen, die Zusammenhänge zwischen ihnen aber nicht immer eindeutig sind (z.B. bei Simplifizierung und Explizierung). Natürlich stießen wir auch auf Gegenbeispiele (z.B. Implizierung). Hier gibt es noch viele Möglichkeiten, Häufigkeiten zu vergleichen und Erklärungen dafür zu suchen, wieso an bestimmten Stellen etwas auf spezifische Art und Weise übersetzt wurde. Insgesamt ließ sich jedoch die Vermutung, Übersetzungen hätten spezifische systematische Eigenschaften, nachweisen. Abgesehen vom Nutzen für die Forschung hat das Projekt auch Auswirkungen auf die Lehre. Anhand des Korpus kann z.B. veranschaulicht werden, welche Auswirkungen eine "explizitere" Übersetzung der Studierenden hat: Zum einen ist es eine Explizierung im Sinne allgemeiner Übersetzungseigenschaften, zum anderen wird deutlich, wie Übersetzer und Übersetzerinnen dadurch auch Einfluss auf den Gebrauch ihrer Muttersprache nehmen. Dies wiederum kann längerfristig zu einer Veränderung von Besonderheiten dieser Muttersprache beitragen

 
 

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