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Ökologische Determinanten von Sozialsystemen - eine vergleichende und experimentelle nahrungsökologische Studie an zwei sympatrischen Mausmaki-Arten (Microcebus berthae und M. murinus)

Fachliche Zuordnung Biologie des Verhaltens und der Sinne
Förderung Förderung von 2005 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5445526
 
Erstellungsjahr 2009

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Ein grundlegendes Modell zur Evolution von Sozialsystemen ist das sozioökologische Modell (SEM), welches Vorhersagen über kausale Zusammenhänge zwischen der Variabilität in der Verteilung von Ressourcen, des resultierenden Konkurrenz-Regimes und der sozialen Organisation und Sozialstruktur macht. Die Diversität der Gesellschaftsformen von Säugetieren wurde bisher vorwiegend an gruppenlebenden Arten untersucht, wohingegen Variabilität in Sozialsystemen solitärer Arten jedoch noch wenig verstanden ist. Das generelle Ziel der vorliegenden Arbeit war es, Vorhersagen des SEM zur Evolution von Sozialsystemen vergleichend an zwei nah verwandten sympatrischen solitären Mausmaki-Arten (Microcebus berthae und M. murinus) zu überprüfen. Beide Arten weisen große Ähnlichkeiten in grundlegenden life history- und sozialen Merkmalen auf, unterscheiden sich aber deutlich in den räumlichen und zeitlichen Verteilungsmustern der Weibchen. Die wesentlichen Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass die Ressourcenverteilung und daraus resultierende Konkurrenz- Regimes Unterschiede in der räumlichen und zeitlichen Verteilung und der Sozialstruktur von solitären Arten erklären können. Dies konnte zusätzlich durch ein Feldexperiment bestätigt werden, in welchem Weibchen adaptiv auf manipulierte Nahrungsverteilung reagierten. Die Hauptnahrungsquellen von M. berihae sind klein und dispers verteilt, was starke Ausbeutungskonkurrenz begünsttgt und zur räumlichen Vermeidung von Weibchen führt. Im Gegensatz dazu nutzen M. murinus vorwiegend geklumpt verteilte, höherwertige (große) Ressourcen. Diese Ressourcen sind monopolisierbar und begünstigen Interferenzkonkurrenz zwischen oder innerhalb von Gruppen, was räumliche Assoziationen von Weibchen ermöglicht. Zusätzlich hat auch die Ressourcenverfügbarkeit einen wichtigen Einfluss auf die räumliche und zeitliche Verteilung von Weibchen. Wegen großer Unterschiede in der Nahrungsnischenbreite und in der Art von Strategien, mit denen sie Zeiten von Nahrungsknappheit überstehen, sind Weibchen beider Arten davon unterschiedlich stark beeinflusst. Während M. murinus Weibchen saisonal inaktiv sind und vorhandene Nahrung opportunistisch nutzen, sind spezialisierte M. berihae Weibchen saisonaler Nahrungsknappheit stärker ausgesetzt, was die räumliche Dispersion von Weibchen weiter erhöht. Da beide Arten große Ähnlichkeiten in ihrer Nahrungsökologie und ihren Habitatansprüchen haben, besteht überdies zwischenartliche Konkurrenz, was sich negativ auf die Nahrungsverfügbarkeit für kleinere M. berihae Weibchen auswirkt und kleinräumig zu gegenseitigem Ausschluss beider Arten führt. Lokale und regionale Koexistenz wird jedoch durch life-history trade-offs stabilisiert, die ein kleinräumliches Muster von Aggregationen der einen oder anderen Art bedingen. Zusammenfassend wurden mit diesem Projekt vergleichende und experimentelle Daten über solitäre Primaten erhoben, die es ermöglichten existierende sozioökologische Theorien auf solitäre Arten zu übertragen und ein neueres Modell zur Koexistenz ökologisch ähnlicher Arten empirisch zu testen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2005) Social system of Microcebus berthae, the world's smallest primate. International Journal of Primatology 26 (2): 407-436
    Dammhahn, M. & Kappeler, P.M.
  • (2008) Comparative feeding ecology of sympatric Microcebus berthae and M. murinus. International Journal of Primatology 29 (6): 1567-1589
    Dammhahn, M. & Kappeler, P.M.
  • (2008) Ecological determinants of social systems: Comparative and experimental feeding ecology of two mouse lemur species (Microcebus berthae, M. murinus). Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultäten der Georg-August-Universität zu Göttingen, Göttinger Zentrum für Biodiversitätsforschung und Ökologie
    Dammhahn, M.
  • (2008) Small-scale coexistence of two mouse lemur species (Microcebus berihae and M. murinus) within a homogeneous competitive environment. Oecologia 157: 473-483
    Dammhahn, M. & Kappeler, P.M.
 
 

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