Elektrophysiologische Untersuchungen präattentiver Objektbildung bei der Verarbeitung visueller und auditiver Reize
Final Report Abstract
Eine bedeutende Funktion menschlicher Wahrnehmungssysteme besteht in der Strukturierung der Vielzahl aus unserer Umwelt eingehenden sensorischen Informationen. Dabei betrifft eine bis heute vor allem im Bereich der visuellen Modalität kontrovers diskutierte Schlüsselfrage die Rolle der Aufmerksamkeit: Erfordern Prozesse zur Strukturierung sensorischer Information, d.h. die Bildung perzeptueller Einheiten oder Objekte Aufmerksamkeit oder können diese Prozesse auch außerhalb des Aufmerksamkeitsfokus, d.h. automatisch bzw. präattentiv, ablaufen? Das vorliegende Projekt fokussierte auf die Untersuchung präattentiver Prozesse objektbezogener Informationsverarbeitung in der visuellen und auch der auditiven Modalität. Sowohl für die Präsentation auditiver wie auch visueller Stimuli ist beschrieben, dass selten auftretende Abweichungen von einer regelhaften Präsentation auch dann detektiert werden können, wenn die Aufmerksamkeit der Versuchspersonen nicht auf die Verarbeitung dieser Stimuli gerichtet ist. Diese Mechanismen der präattentiven Veränderungsdetektion können über ereigniskorrelierte Hirnrindenpotenziale, die auditive und visuelle „mismatch negativity", MMN, erfaßt werden. Bei Gestaltung analoger Designs für beide Modalitäten und unter Nutzung dieser elektrophysiologischen Indikatoren konnten wir zeigen, dass sowohl visuelle als auch auditive Objekte bereits auf präattentiven Verarbeitungsstufen gebildet werden können. Für die auditive Modalität konnte gezeigt werden, dass objekt- und merkmalsbezogene Repräsentationen von Regelhaftigkeiten der Stimulussequenzen parallel bestehen. Für die visuelle Modalität wurden objektbezogene Abweichungen innerhalb einer regelhaften Stimulussequenz nur dann zuverlässig über die vMMN angezeigt, wenn mit den zu untersuchenden Objekten assoziierte Elemente aufgabenrelevant waren. Daraus ergibt sich die Frage, inwieweit präattentive Objektbildungsprozesse durch variierende Aufmerksamkeitsanforderungen modulierbar, d.h. kapazitätslimitlert sind. Im Rahmen des Projektes wurden zudem Aspekte des zum Zeitpunkt der Antragsstellung noch wenig untersuchte Mechanismus der präattentiven visuellen Veränderungsdetektion (Analogien zum auditiven Veränderungsdetektionssystem, Lokalisation der Hirnstromquellen) untersucht.
Publications
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(See online at https://doi.org/10.1093/cercor/bhr244)