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Übertragbarkeit der Alterungsrückstellung und Wettbewerb in der privaten Krankenversicherung - Untersuchung zur Implementierung neuer Modelle.

Fachliche Zuordnung Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Förderung Förderung von 2005 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5446610
 
Erstellungsjahr 2007

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Der Wettbewerb in der deutschen Privaten Krankenversicherung (PKV) ist grundlegend gestört, weil die von den Versicherten aufgebauten Alterungsrückstellungen bei einem Versichererwechsel beim alten Versicherer verbleiben. Das Wettbewerbsproblem kann nur gelöst werden, wenn Alterungsrückstellungen transferierbar gestaltet werden. Dies ist aber sowohl aus theoretischer als auch aus praktischer Sicht nicht trivial umsetzbar. Die durch die Gesundheitsreform 2007 beschriebene Lösung des Portabilitätsproblems durch die Übertragung der Alterungsrückstellung im Rahmen eines Basistarifs verfehlt das eigentliche Ziel der Schaffung von Wettbewerb und bringt obendrein die Gefahr von Selektionseffekten mit sich. Ordnungspolitisch sinnvoll ist die Übertragung von Größen, die in Abhängigkeit vom individuellen Gesundheitszustand von Versicherten bemessen werden, im Allgemeinen bekannt als individuelle Alterungsrückstellungen (IAR). Zu Beginn des Forschungsvorhabens bestand allgemeine Einigkeit darüber, dass das Konzept der IAR theoretisch ideal sei, aber Forschungsbedarf hinsichtlich der praktischen Umsetzbarkeit bestehe. Sollte sich das Konzept der IAR als praktisch untauglich herausstellen, wurde ein Modell des Ifo-Instituts als leicht umsetzbare second best Lösung gesehen. Im Laufe der Forschungstätigkeit zeigte sich jedoch, dass das Konzept der IAR bisher keinesfalls theoretisch überzeugend hergeleitet und begründet wurde. Insbesondere wurde bis dahin keine präzise Analyse vorgenommen, wie das Krankheitskostenrisiko im Rahmen des PKV- Vertrages auf die Vertragsparteien aufgeteilt wird. Eine solche Analyse ist aber zwingend notwendig, weil ein sinnvolles Transferkonzept sich daran messen lassen muss, ob es die ursprüngliche Risikoaufteilung des PKV-Vertrages beibehält. Wird die bestehende Risikoaufteilung durch ein Transferkonzept verändert, treten gefährliche Selektionseffekte auf. Wir konnten zeigen, dass das bestehende Konzept der IAR die Risikoaufteilung nicht adäquat berücksichtigt. Aufbauend auf unserer Analyse haben wir eine Modifizierung des Konzepts vorgenommen. Unser Konzept postuliert die Bestimmung von Risikoausgleichsbeträgen im Rahmen einer Summenregel. Dadurch werden gleichzeitig Informations- und Anreizprobleme des früheren IAR-Konzepts gelöst. Das Konzept mit Risikoausgleichsbeträgen und Summenregel besitzt die Chance, auch die internationale Diskussion über die Absicherung des Krankheitskostenrisikos zu bereichern. Hinsichtlich der ökonomischen und aktuariellen Modellierung ergibt sich aus unseren Erkenntnissen weiterer Forschungsbedarf.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2006): Offene Forschungsfragen zum Konzept der individuellen Alterungsrückstellung. Workshop Die Portabilität der Alterungsrückstellung in der PKV - Option oder Illusion?, Hamburger Zentrums für Versicherungswissenschaft, Hamburg
    Rosenbrock, Stephan
  • (2007): Das Inflationsproblem bei der Übertragung von individuellen Alterungsrückstellungen in der privaten Krankenversicherung. Zeitschrift für die gesamte Versicherungswissenschaft 96(1), S, 55-80
    Nell, Martin und Stephan Rosenbrock
  • (2007): Die Diskussion über die Portabilität von risikogerechten Transferbeträgen in der Privaten Krankenversicherung. Zeitschrift für die gesamte Versicherungswissenschaft, Supplement zur Jahrestagung des Deutschen Vereins für Versicherungswissenschaft, S. 39-51
    Nell, Martin und Stephan Rosenbrock
  • (2007): Wettbewerb in kapitalgedeckten Krankenversicherungssystemen: Ein konsistenter Ansatz zur Übertragung von individuellen Alterungsrückstellungen in der privaten Krankenversicherung. Working Papers on Risk and Insurance No 19, Hamburg University. Perspektiven der Wirtschaftspolitik
    Nell, Martin und Stephan Rosenbrock
  • (2007): Zur Diskussion über die Portabilität von Alterungsrückstellungen in der PKV. Zeitschrift für Versicherungswesen 58 (9), S. 280-283
    Nell, Martin und Stephan Rosenbrock
  • (2007): Zur Diskussion über die Portabilität von individuellen Alterungsrückstellungen in der privaten Krankenversicherung. Jahrestagung des Deutschen Vereins für Versicherungswissenschaft, Stuttgart
    Rosenbrock, Stephan
  • (2007): Zwei Begriffe, die man für die Diskussion über den Transfer der PKV-Alterungsrückstellung parat haben sollte: Risikoausgleichsbetrag und Grundkopfschaden. Hamburg-Münchner Versicherungswissenschaftliches Kolloquium, München
    Rosenbrock, Stephan
 
 

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