Farbe in Bewegung: der Einfluß von Bildbewegung auf die kortikale Farbverarbeitung beim Menschen
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Ein zentrales Thema der aktuellen Sehforschung ist die Frage, wie die verschiedenen Bildmerkmale (Farbe, Form, räumliche Tiefe, Bewegung) bei ihrer Verarbeitung im Gehirn integriert werden und welche Wechselwirkungen dabei auftreten. Die Beziehung zwischen Farbe und Bewegung nimmt hierbei eine Schlüsselstellung ein. Selten sehen wir Farbe tatsächlich stationär; fast immer sind retinale Abbildungen und damit chromatische Signale aufgrund von Eigenbewegung oder Objektbewegung mit einer Bildverschiebung verbunden. Im Gegensatz zu unseren reichen Kenntnissen über die Wahrnehmung und die neuronale Kodierung stationärer Farbreize wissen wir jedoch nur sehr wenig darüber, welchen Einfluss die Bildbwegung auf unsere Farbwahrnehmung hat und wie “bewegte Farbe” in der Sehbahn kodiert wird. Ziel des geplanten Forschungsprojektes war es, diese Beziehung zwischen Farb‐ und Bewegungsverarbeitung aufzuklären. Mit Hilfe quantitativer psychophysicher Versuche wurde eine signifikante Erhöhung der Farbkonstanzleistung durch visuelle Bewegung festgestellt, wobei dieses Phänomen spezifisch war für die Bewegung eines Objektes. Die Ergbenisse deuten au einen Einfluss eines Bewegungszystems dritter Ordnung hin, welches im Unterschied zu andern Bewegungssystemen spezifisch ist für die bewegung eines farbigen Objektes. Die Messung der korrelierenden kortikalen Aktivität mittels funktioneller Kernspintomographie zeigte positive Effekte der Interaktion zwischen Bewegung und Farbe sowie eine erhöhte Aktivierung durch dynamische Farbreize im Vergleich zu statischen Reizen in den Bereichen von V1/V2, dem V4 Komplex sowie dem IPL. Für letzeres wurde in anderen Studien das Bewegungssystem dritter Ordnugn lokalisiert. Es kann also zusammenfassend festgestellt werden, dass Farbkonstanz und Farbdiskrimination, nicht jedoch simultaner Farbkontrast, durch die Bewegung des Farbreizes beeinflusst werden. Die Spezifität für Objektbewegung einerseits und die temporalen Eingenschaften andererseits deuten daraf hin, dass die Eingänge des/r Bewegungssystems/e auf die Farbverarbeitung auf meheren Ebenen der Sehbahn stattfindet. Insbesondere ergaben sich Hinweise auf die Einwirkung des farbempfindlichen Bewegungssystems dritter Ordnugn auf die Farbverarbeitung gezeigt werden. Hiermit in Überstimmung sind die Befunde der kortikalen Aktivierung durch das fMRI, welche auf positive Interaktionen zwischen Farbe und Bewegung in V1/V2 einerseits, sowie dem V4‐Komplex und dem IPL andererseits, hindeuten. Über die Farbkonstanzleistung berichtete u.a. der Sender Prometheus (Sendung am 8.7.08).
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2006). Age related changes of color constancy. Perception, 35
Werner, A. & Ehmer, A.
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(2006). The motion aftereffect under scotopic conditions. Perception, 35
Martin, A. & Werner, A.
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(2006). The role of color in visually guided actions. Perception, 35
Ivanov, I. & Werner, A.
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Colour constancy improves when an object moves. Bristol University, 2006
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Colour in motion. Colour Group Great Britain, London, 2006
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(2007). Color and spatial cues for action: subliminal color cue effects on motor behaviour. Perception, 36
Ivanov, I. & Werner, A.
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(2007). Colour constancy improves when an object moves: High level motion influences color perception. Journal of Vision, 7, 1‐14
Werner, A.
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Farbensehen – Illusion oder Wahrnehmung?. Vortrag zum Jahr der Geisteswissenschaften, Universität Tübingen (2007)
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(2008). Invisible colour cues and their influence on action. Perception, 37
Ivanov, I. & Werner, A.