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Wie verändert der späte Fremdspracherwerb das Gehirn? Längsschnittstudie zur funktionellen und strukturellen zerebralen Reorganisation
Antragstellerin
Professorin Dr. Isabell Wartenburger
Fachliche Zuordnung
Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Förderung
Förderung von 2005 bis 2011
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5448514
Die zerebrale Repräsentation einer spät erworbenen Zweitsprache unterscheidet sich von der Repräsentation der Muttersprache. Wir konnten kürzlich zeigen, dass sich dieser Unterschied sowohl auf grammatikalische als auch semantische Aspekte der Sprachverarbeitung bezieht und dass vor allem die zerebrale Repräsentation der semantischen Verarbeitungsprozesse stark vom Leistungsniveau in der Fremdsprache beeinflusst wird: Probanden mit höherem Leistungsniveau zeigten deutlich kleinere Aktivierungen in den Spracharealen als Probanden mit niedrigerem Leistungsniveau. Ungeklärt ist jedoch, wie sich die Sprachareale im Verlauf des Spracherwerbs verändern, welche strukturellen Veränderungen des Gehirns damit einhergehen und in welchem Zusammenhang die zerebrale Reorganisation und das Leistungsniveau stehen. In der hier vorgeschlagenen Längsschnittstudie soll deshalb untersucht werden, wie sich über die Zeit des Erlernens einer Zweitsprache im Erwachsenenalter die funktionelle zerebrale Repräsentation einer Sprache ändert und welche Änderungen der Hirnstruktur damit einhergehen. Methodisch soll in diesem Projekt eine Kombination aus funktioneller (funktionelle Magnetresonanztomographie [MRT]), anatomischer (Messung der Dichte der grauen Substanz in den Spracharealen mittels Morphometrie) und Diffusionstensor Bildgebung (Messung der Diffusionscharakteristika bzw. Stärke der Faserverbindungen der weißen Substanz [DTI]) zur Anwendung kommen, die ein multimodales Erfassen strukturell-funktioneller Änderungen erlaubt. Die Ergebnisse struktureller und funktioneller Bildgebung sollen zu den Leistungsverbesserungen in Beziehung gesetzt werden. Ein verbessertes Verständnis darüber, wie sich der Fremdspracherwerb auf die zerebrale Repräsentation der Sprache und die zugrundeliegenden Hirnstrukturen auswirkt, könnte zur Beantwortung der bildungspolitisch relevanten und aktuellen Frage nach dem idealen Zeitpunkt und der optimalen Lehrmethode für den Spracherwerb beitragen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen