Detailseite
Projekt Druckansicht

Entwicklung eines Prognosetools zur Identifizierung von stabilen Fräsprozessen

Fachliche Zuordnung Ur- und Umformtechnik, Additive Fertigungsverfahren
Förderung Förderung von 2005 bis 2012
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5449086
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Wechselwirkungen zwischen Prozess und Struktur sind der Hauptgrund für das Auftreten unerwünschte Ratterschwingungen bei Fräsprozessen. Aus diesem Grund stellen die Bestimmung stabiler Prozesszustände für gegebene Maschinenstrukturen und die Entwicklung effizienterer Fräsmaschinen wichtige Forschungsfelder in der Produktionstechnik dar. Die größte Herausforderung ist es hierbei, mathematische Beschreibungen der Modellkomponenten Maschinenstruktur, Werkstück und Prozess integriert in einem gekoppelten Modell zu beschreiben sowie Simulationsrechnungen mit angepassten numerischen Algorithmen durchzuführen, um Stabilitätsgrenzen und das dynamische Verhalten des realen System korrekt wiederzugeben. Weitere Herausforderungen liegen in der übertragbaren Gestaltung und Steigerung der Recheneffizienz der komplexen Modelle sowie in der gewünschten Standardisierung des experimentellen Verfahrens zur Identifikation der nötigen Modellparameter, um Fehlereinflüsse zu minimieren. Folglich wurde im Rahmen des Projektes das Ziel verfolgt ein recheneffizientes, übertragbares, gekoppeltes Modell zu entwickeln, mit welchem durch Zeitbereichssimulationen das dynamische Verhalten des Fräsprozesses sowie Einflüsse der Maschinen- und Werkstückstruktur untersucht werden können. Um sich den zu erwartenden langen Rechenzeiten anzunehmen, wurde die Maschinenstruktur als Mehrkörpersystem und das Werkstück als thermoelastischer Körper abgebildet. Zahlreiche experimentelle Studien wurden durchgeführt, um die Grundlage für die mathematische Modellierung zu schaffen, Modellparameter zu identifizieren und die numerischen Ergebnisse zu validieren. Die wesentlichen Ergebnisse des Projektes stellen die konsistente Modellierung eines komplexen Frässystems inklusive der mathematischen Analyse der abgeleiteten Gleichungen dar sowie die numerische Implementierung eines Systems zur Zeitbereichssimulation und seine experimentelle Validierung. Hierbei zeigen die Simulationsergebnisse, dass das entwickelte Modell fähig ist, Effekte in instabilen Prozessen zu reproduzieren, welche in experimentellen Untersuchungen identifiziert wurden. Weiterhin wurde eine neue Methode zur Stabilitätsanalyse entwickelt, die zum ersten Mal die Möglichkeit bietet, Stabilitätsgrenzen großer Differentialgleichungssysteme mit Verzögerungsterm und periodischen Koeffizienten zu bestimmen. Darüber hinaus standen experimentelle Studien im Mittelpunkt, die eine Abhängigkeit des Stabilitätsverhaltens von der Temperatur, den Prozessparametern und der Werkstückgeometrie und -dynamik aufzeigen. Dadurch konnte gezeigt werden, dass Stabilitätsgrenzen durch Vorerwärmung des Werkstückes erhöht sowie das bei gering ausgeprägter Steifigkeit des Werkstückes (z. B. bei dünnwandigen Strukturen) vermeidlich stabile Prozesszustände instabil werden können. Diese Ergebnisse wurden in der Modellierung einbezogen, wobei eine gute Übereinstimmung der Simulations- und Messergebnisse erreicht werden konnte. Des Weiteren zeigen experimentellen Studien zur Vorgehensweise der Parameteridentifikation, dass das Übertragungsverhalten am Werkzeugmittelpunkt stark von der verwendeten Anregungsart abhängt sowie das die betrachtete Spindelposition und der Drehwinkel der Spindel zur Änderung der Übertragungsfunktion führen. Weiterhin wurden auch zahlreiche Untersuchungen hinsichtlich des Einflusses der Fügestelleneigenschaften und den resultierenden Einfluss auf das dynamische Verhalten der Gesamtstruktur durchgeführt und im Modell berücksichtigt. Die gewonnen Erkenntnisse und das entwickelte Modell bieten durch Prognose des realen Maschinenverhaltens und der Identifikation stabiler Prozesszustände mit maximaler Produktivität, hervorragende Möglichkeiten im Bereich der Prozessplanung. Darüber hinaus bietet das Modell Potential für die virtuelle Inbetriebnahme von Maschinensteuerungen sowie der Unterstützung in der Identifikation von Schwachstellen in Maschinenstrukturen und der Konstruktionsoptimierung.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung