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Das Milieu des Verdachts. Denunziation und Politikgestaltung in Universitätsstädten des 18. Jahrhunderts

Fachliche Zuordnung Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung Förderung von 2005 bis 2008
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5449786
 
Die Grundfragestellung des Projekts leitet sich ab von der Beobachtung,daß denunziatorische Praktiken für die politischenProzesse der Frühen Neuzeit große Bedeutung besaßen, da dieWahrnehmung von Behörden und Regierungen über das Funktionierenihrer Rahmensetzungen auf einem Informationsfluß beruhte: AbweichendeVerhaltensweisen mußten ihnen erst bekannt werden.Der Zugangsschlüssel dafür waren oft Denunziationen. Ein indiesem Zusammenhang sehr ergiebiges Untersuchungsfeld ist derakademische Raum. An den Universitäten des 18. Jahrhunderts gabes ein ’Milieu des Verdachts’, eine Lebenswelt, in der vorallem die Studenten, aber auch Professoren und Stadtbürger, mitDenunziationsvorgängen in Berührung kamen, die mentalitätsprägendwirkten. Es ist bekannt, daß studentische Lebens- und Umgangsformen(’Akademische Freiheit’) häufig der Verfolgung ausgesetztwaren. Kaum untersucht ist dagegen die Rolle, die dieGeheimgesellschaften in diesem Zusammenhang spielten. Es konnteauch arkanpolitische Hintergründe haben, wenn Studenten sichgegenseitig anzeigten oder von Professoren und Stadtbürgern denunziertwurden. Die Reaktionen auf der vormodern-staatlichenEbene waren fall- und praxisorientiert, d.h. sie standen in einer kommunikativen Beziehung zum Milieu der Universitätsorte, indem Denunziationen wirkten. Die Studie will also die Emergenzvon Denunziationen im akademischen Raum sowie die Reaktionender Politik darauf beschreiben. Damit leistet sie einen innovativenBeitrag zur Erforschung der universitären Lebenswelt undzum Verständnis der Historizität von Denunziationen sowie fürdas Fach derzeit prägende Diskussion um die Vermittelbarkeitvon einer alltagsgeschichtlich geprägten Kulturgeschichte undeiner strukturgeschichtlich ausgerichteten neuen Politikgeschichte.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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