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Maroni-Vournes auf Zypern - Ein archaisches bis hellenistisches Heiligtum und seine religiöse, soziale, politische und wirtschaftliche Bedeutung.

Antragstellerin Dr. Anja Ulbrich
Fachliche Zuordnung Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung Förderung von 2005 bis 2008
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5450343
 
Erstellungsjahr 2008

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Ziel des Gesamtprojektes war und ist die vollständige wissenschaftliche Bearbeitung und Publikation des größtenteils unpublizierten Gesamtbefundes aus dem archaischen bis frühhellenistischen Heiligtum in Maroni-Vournes (Architektur, Keramik, Votivskulptur, andere Kleinfunde). Das gesamte erste Jahr mußte unvorhergesehen für das während der Grabungskampagnen nicht erfolgte Reinigen und Registrieren von ca. 60.000 Keramikfragmenten verwandt werden. Aus diesen Fragmenten wurden in 2006 und 2007 640 Gefäße mit diagnostischen (und damit datierbaren) Profilen rekonstruiert. Von diesen wurden und werden ca. 340 für die Publikation von mehreren Zeichnern, einschließlich der Antragstellerin, gezeichnet. Darüber hinaus wurden weitere 40 Tongefäße, 72 Steinstatuetten, 35 Terrakotten, 7 Kernoi (Steinplatten mit mehreren Reihen kleiner olivenförmiger Eintiegungen), 6 Ascheschaufeln, 3 Steinschalenfragmente und ein möglicher Räucherbecken- (Thymiaterion) oder Wasserbeckenständer (Perirhanterion), evtl. auch eine Votivsäule von der Antragstellerin im Museum von Larnaka aufgenommen (Photographien, Maße etc.), studiert und anhand von Vergleichstücken datiert. Das Studium der Fundverteilung von Keramik und Votivgaben sowie der Stratigraphie anhand der Grabungstagebücher, Schnittzeichnungen und Pläne führte zu einer detaillierten Rekonstruktion der funktionalen Raumaufteilung des Heiligtums. Die bronzezeitliche Architektur und Raumaufteilung des für die Etablierung der Kultstätte im späten 8. Jh. v. Chr. gewählten Teils des Monumentalbaus Anlage wurde offenbar als geeignet empfunden und vollkommen übernommen. Lediglich eine Rückwand und eine weitere Trennwand wurden eingezogen, um den Heiligtumsbezirk von den ungenutzten Gebäudeteilen abzutrennen. Das Heiligtum betrat man über einen freien Vorplatz, durch eine Vorhalle und einen asymmetrisch angelegten Eingang, dem ein offener Hof folgte. In dessen Südwestecke wurde offenbar im Kult für Votivgaben oder Trinkgelage bzw. Kultmahle verwendete Keramik nach Gebrauch oder Bruch absichtlich zertrümmert und in ein flaches Becken eingetreten. Im Hof befanden sich eine Votivbank und ein Gabentisch, letzterer unter dem Dach einer zum Hof hin offenen Halle an dessen Rückwand, von dieser Halle konnten ein zur Halle hin offener Kultraum mit Bothros (Opfergrube, hier wohl für Trankopfer) in Form des Oberteils eines Pithos und ein Kultraum mit enger Tür und Altar betreten werden. In letzterem, der mit Lampen beleuchtet wurde, wurde offenbar geräuchert, alle 6 Ascheschaufeln wurden in der Nähe des Altars gefunden. Sowohl in der Halle vor den beiden hinteren Kulträumen als auch in diesen selbst wurden sämtliche Terrakotten und Steinskulpturen gefunden. Letztere weisen den Kultinhaber als einen männlichen Fruchtbarkeits-, Vegetations- und Herdengott aus, an dessen Seite eine weibliche Vegetations- und Siedlungsgöttin (Mauerkrone) spätestens ab dem 5. Jh. v. Chr. in einem untergeordneten Kult mitverehrt wurde. Die Bearbeitung des Befundes aus dem Heiligtum von Maroni-Vournes hat zu mehreren weiterführenden Erkenntnissen und Beobachtungen im Hinblick auf die einzelnen Materialgattungen wie auch zu Aufbau und Funktionsweise zyprischer Heiligtümer und zu Elementen bei der Kultausübung während der Königszeit geführt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • ‘Bronze Age Maroni-Vournes: a review’. International Cyprological Conference (Nicosia, May 2008)
    G. Cadogan
  • ‘The Archaic to early Hellenistic sanctuary at Maroni-Vournes’. International Cyprological Conference (Nicosia, May 2008)
    A. Ulbrich
 
 

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