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Konzeptualisierung von Geschlecht im Staatssozialismus: Soziologische Forschung über Frauen in der späten Sowjetunion

Antragstellerin Anna Ivanova, Ph.D.
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 545049891
 
Mein Projekt untersucht die Produktion von Wissen über Geschlecht in der späten Sowjetunion. Es befasst sich mit der soziologischen Forschung über Frauen, die in der Zeit von den späten 1950er bis zu den späten 1980er Jahren entstanden ist, um zu analysieren, wie die Frauenrechten und die Geschlechterungleichheit im Staatssozialismus erforscht wurden. Im Mittelpunkt stehen die Sozialwissenschaftler aus verschiedenen Sowjetrepubliken, die Bedingungen der Frauenarbeit untersuchten, das Problem der "unbezahlten Arbeit" bewerteten und die Anliegen der Frauen durch Umfragen ermittelten. Meine Forschung trägt zu zwei Bereichen bei. Erstens stellt sie die vorherrschende Auffassung in Frage, dass die sowjetische Wissenschaft streng von den zentralen Behörden kontrolliert wurde und dass sowjetische Wissenschaftler lediglich den ideologischen Zielen des Staates dienten. Indem ich mich auf Soziologen konzentriere, die in verschiedenen Sowjetrepubliken wie Lettland, Moldawien, Armenien und Usbekistan zum Thema Gender arbeiteten, möchte ich die Handlungsfähigkeit der lokalen Forscherinnen bei der Wahl ihrer Themen und dem Verfassen ihrer Arbeiten untersuchen. Ich behaupte, dass die emanzipatorische offizielle Geschlechterrhetorik und das großzügig finanzierte System der sowjetischen Wissenschaft zu einer hohen Anzahl von Frauen unter den Forschern in der UdSSR geführt hat und zu einer anspruchsvollen soziologischen Forschung zur Ungleichheit der Geschlechter mit anspruchsvollen Fragen und reichhaltigen Daten. Darüber hinaus unterschieden sich ihre Forschungspläne je nach Region und ihren Besonderheiten, wie dem Anteil der Frauen an der Erwerbsbevölkerung, oder den Traditionen des Familienlebens. Der Vergleich der in verschiedenen Teilen der UdSSR durchgeführten soziologischen Forschungen ermöglicht es uns, sowjetischen Sozialwissenschaftlerinnen mehr Gewicht zu verleihen. Zweitens trägt meine Forschung zur Diskussion über den transnationalen Kampf für die Rechte der Frauen bei. Die sowjetische soziologische Forschung über Frauen fand zeitgleich mit dem Aufkommen der zweiten Welle der feministischen Bewegung auf der ganzen Welt statt, die ähnliche Themen wie geschlechtsspezifische Lohnunterschiede und unbezahlte Hausarbeit ansprach. In der UdSSR war Volksaktivismus nicht erlaubt, und die Frauenorganisationen, die angeblich die Frauen vertraten, fungierten eher als staatliche Ministerien. Dennoch trugen sowjetische Soziologen, die die Erfahrungen von Frauen untersuchten, zur Diskussion über die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern bei, indem sie ihre Forschungsergebnisse in Zeitungen veröffentlichten und den sowjetischen Behörden zur Kenntnis brachten. Die vorgeschlagene Studie vertieft unser Verständnis dafür, wie Frauenrechte in einem nicht-kapitalistischen Kontext ohne Unterstützung durch die Basisbewegung diskutiert wurden und wie dies zu der globalen Diskussion über die Ungleichheit der Geschlechter in dieser Zeit beitrug.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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