Detailseite
Projekt Druckansicht

Expatriats - Lebensläufe und soziale Konstruktionen in transnationalen Kontexten

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2005 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5450652
 
Erstellungsjahr 2008

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Der „Königsweg", den international aktive Unternehmen in der deutschen chemischen Industrie bei der Anbahnung bzw. Aufrechterhaltung von Kontakten zu ihren ausländischen Niederlassungen beschreiten, ist nach wie vor die (auch länger andauemde) Dienstreise; sehr viel seltener hingegen wird auf Auslandsentsendungen, also die mehrjährige Entsendung von Managern zurückgegriffen. Der „vollmobile, international tätige Manager", ist weiterhin eher die Ausnahme als der Regelfall; es gibt solche Manager, es gibt sie aber deutlich seltener als angesichts ihrer Bedeutung in der wissenschaftlichen Literatur erwartet werden könnte. Diese Expatriates sehen sich im Ausland mit einer Reihe von Schwierigkeiten konfrontiert, die vor allem aus ihrer Rolle als Fremde herrühren, die ihre gewohnte alltägliche Lebenswelt verlassen und sich in einer neuen Lebenswelt bewähren müssen. Daraus ergeben sich Herausforderungen auf einer beruflichen und einer nicht-beruflichen Ebene, wobei vor allem die Integration mit ausgereisten Familienangehörigen ein immer wiederkehrendes Problem darstellt. Auf die Herausforderungen werden die Expatriates durch die entsendenden Unternehmen nur wenig vorbereitet; selbst die Auswahl der Expatriates erfolgt eher durch Selbstselektion (der Bewerber) und Intuition (der Entscheider) als nach klar strukturierten Verfahren. Die Situation, die die Expatriates als Fremde im Gastland erleben, wiederholt sich bei ihrer Rückkehr in das Mutterunternehmen, das sich in der Zeit des Auslandsaufenthaltes in der Regel stark verändert hat. Zwar können die Rückkehrer sich eines sicheren Arbeitsplatzes erfreuen, aber eine Auslandsentsendung ist, wenn überhaupt, nur selten mit einem unmittelbaren hierarchischen Aufstieg verbunden. Dennoch wollen alle Expatriates die Erfahrung einer Auslandsentsendung nicht missen; wenn sie etwas bemängeln, dann ist es weniger das Fehlen eines hierarchischen Aufstiegs als vielmehr die Diskrepanz zwischen den Arbeitserfahrungen im Ausland und denen im Inland. Die Tätigkeit eines Expatriates im Ausland zeichnet sich aus durch eine weitgehende Autonomie und Selbstverantwortlichkeit und unterscheidet sich stark von der Tätigkeit nach der Rückkehr, die durch die Eingebundenheit in das Regelwerk der betrieblichen Hierarchie gekennzeichnet ist. Wenn Expatriates sich nach der Rückkehr enttäuscht zeigen, dann vor allem unter den arbeitsinhaltlichen Aspekten ihrer Tätigkeit, nicht aber hinsichtlich nicht erfüllter Hoffnungen auf Karriere im Sinne eines betrieblichen Aufstiegs. Enttäuschungen führen jedoch nicht zu Kündigungen, wie es häufig aus Untersuchungen im anglo-amerikanischen Sprachraum berichtet wird; Expatriates (in der deutschen chemischen Industrie) sind und bleiben „Firmenmenschen".

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2007): Accounting for International Assignments: The Case of the German Chemical Industry, in: Journal of Human Resource Costing and Accounting, Vol. 11, No. 3, S. 214 - 228
    Schmidt, Susanne; Minssen, Heiner
  • (2007): Career Dynamics of Expatriate Managers in the German Chemical Industry, in: Benson, P. G. et al. (Eds.): Changes in Society, Changes in Organizations, and the Changing Role of IHRM: Managing International Human Resources in a Complex World. Conference Proceedings of the 9th International Human Resource Management Conference, June 12-15, 2007, Tallinn, Estonia
    Schmidt, Susanne; Minssen, Heiner
  • (2008): Selbstselektion statt Personalauswahl? Auslandsentsendungen in der deutschen chemischen Industrie, in: Zeitschrift für Personalforschung, Jg. 22, Heft 3, S. 228 - 248
    Minssen, Heiner; Schmidt, Susanne
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung