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Binokulare Rivalität: Neuronale Mechanismen perzeptueller Organisation

Antragsteller Professor Dr. Erich Schröger, seit 9/2008
Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2005 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5451281
 
Erstellungsjahr 2011

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Wir haben das visuelle Wahrnehmungsphänomen des binokularen Wettstreits benutzt, um Kenntnisse über die neuronalen Mechanismen zu gewinnen, die uns helfen, dass wir zu relativ eindeutigen Interpretationen gelangen, über das, was wir mit unseren beiden Augen sehen. Binokularer Wettstreit liefert dabei ein Demonstration, wie unser visuelles Verarbeitungssystem mit Reizen umgeht, die keine eindeutige Interpretation liefern. Er entsteht wenn den beiden Augen gleichzeitig ein jeweils anderes Bild dargeboten wird: wir sehen nicht die Kombination beider Bilder sondern mal das Bild vom rechten, mal das Bild vom linken Auge; und unsere Wahrnehmung schwankt zwischen beiden Bildern hin und her so lange wir sie betrachten. Im Rahmen des Projektes haben wir Hirnströme von Versuchspersonen gemessen, während wir ihnen binokular konkurrierende und binokular übereinstimmende Reize gezeigt und sie gebeten haben verschiedene Aufgaben mit diesen Reizen zu erfüllen. Anhand der gemessenen Hirnströme ist es uns möglich zu ermitteln, wann bestimmte Änderungen in den Reizen verarbeitet und welche Hirnareale dabei eine Rolle spielen—und zwar in Abhängigkeit davon, ob die Versuchsperson die Veränderung bemerkt oder nicht. Wir haben zeigen können, dass auch Reize bzw. Reizänderungen, die nicht wahrgenommen werden, verarbeitet werden, weil sie einen Ausschlag in den Hirnströmen verursachten. Diese Ausschläge waren aber zu einem bestimmten Zeitpunkt kleiner als die, wenn die Änderung wahrgenommen wurde. Abhängig davon, was sich am Reiz ändert (seine Orientierung, Farbe, Form), variiert dieser bestimmte Zeitpunkt. Wir haben daraus geschlussfolgert, dass unterschiedliche Reizeigenschaften zu unterschiedlichen Zeitpunkten die Verarbeitung erfahren, die kritisch ist, damit man den Reiz wahrnimmt. Andere Befunde aus dem Projekt liefern Hinweise darauf, dass wir anhand der Hirnströme vorhersagen können, was eine Versuchsperson wahrscheinlich bei der nächsten Reizdarbietung sehen wird. Unsere Ergebnisse legen nahe, dass bei der Verarbeitung visueller Reize und bei der Entscheidung darüber, was wir sehen werden, neuronale Adaptationsprozesse eine große Rolle spielen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • European Conference on Visual Perception (ECVP) in St. Petersburg (2006). Observers perceptual states modulate ERP components differently in orientation and colour rivalry. Perception, 35, ECVP Abstract Supplement, p. 26
    Veser, S., Roeber, U., & Schröger, E.
  • 10. Tübinger Wahrnehmungskonferenz (2007). Is binocular rivalry influenced by varying moods? In: H. H. Bülthoff, A. Chatziastros, H. A. Mallot & R. Ulrich (Eds.), Proceedings of the 10th Tübinger Perception Conference. Kirchentellinsfurt: Knirsch Verlag. p. 45
    Müller, I., Veser, S., & Roeber, U.
  • Vision Sciences Society (VSS) 7th Annual Meeting in Sarasota, Florida (2007). Percept-dependent modulations of neuronal activity occur earlier for shape than for colour stimuli. Journal of Vision, 7(9), p. 371
    Veser, S., Schröger, E., & Roeber, U.
  • (2008). Cross-orientation interactions in human vision. Journal of Vision, 8(3): 15, 1-11
    Roeber, U., Wong, E. M. Y., & Freeman, A. W.
  • (2008). Early correlates of visual awareness following orientation and colour rivalry. Vision Research, 48(22), 2359-2369
    Veser, S., O'Shea, R. P., Schröger, E., Trujillo-Barreto, N. J., & Roeber, U.
  • (2008). Early correlates of visual awareness in the human brain: Time and place from event-related brain potentials. Journal of Vision, 8(3): 21, 1-12
    Roeber, U., Widmann, A., Trujillo-Barreto, N. J., Herrmann, C. S., O’Shea, R. P., & Schröger, E.
  • 49th Annual Meeting of the Society for Psychophysiological Research in Berlin (2009). Effects of attention on binocular rivalry. Psychophysiology, 46, p. S83
    Veser, S., O'Shea, R. P., Schröger, E., & Roeber, U.
  • 51. Tagung experimentell arbeitender Psychologen in Jena (2009). „I see what I like and I like what I see“ – Does sexual preference really influence binocular rivalry? In: A. B. Eder, K. Rothermund, S. R. Schweinberger, M. C. Steffens & H. Wiese (Eds.), Tagungsprogramm und Abstracts der 51. Tagung experimentell arbeitender Psychologen, p. 116
    Kokinous, J., Veser, S., O'Shea, R. P., & Roeber, U.
  • (2010). Lengthy suppression from similar stimuli during rapid serial visual presentation. Journal of Vision, 10(1, 14), 1- 12
    Wong, E. M. Y., Roeber, U., & Freeman, A. W.
 
 

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