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Menschenbilder in der aktuellen bioethischen Diskussion in China

Fachliche Zuordnung Asienbezogene Wissenschaften
Förderung Förderung von 2005 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5451748
 
Erstellungsjahr 2008

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Analyse ergibt ein differenziertes Bild von der ethisch-moralischen Realität aus der Perspektive der normgebenden Autoritäten und der bioethischen Schlüsselpersonen. China unternimmt demnach eine zweifache Grenzziehung, die sich auch im internationalen Austausch zu bewähren hat. Sie verläuft auf moralischer Ebene, in heuristisch-komparativer Metaphorik, entlang einem „Rubikon" des unverfügbar Natürlichen und rechtlich am aktuellen „Limes" der sozialen Dimension der Natur des Menschen. Zur Debatte steht das Verhältnis beider Demarkationen zu einander sowie zu den Determinanten der chinesischen Kultur und Gesellschaft. Hier zeigt sich, schon in Anbetracht einer pragmatischen chinesischen Forschungspolitik, eine beachtliche kulturelle Disposition. Für eine informierte Diskussion und die entsprechenden bioethischen, forschungspolitischen und wirtschaftlichen Interpretationen Ist sie von größtem Interesse. Es liegt ferner in der Natur der Sache, dass ethische Debatten auch die politische Legitimität berühren können und dass rechtliche Grundfragen das ideologische, kulturelle und moralische Selbstverständnis eines Staates betreffen. Im Sinne der Staatsräson zeigt China derzeit kein besonderes Interesse an der Förderung der kritischen Kompetenz der Geistes- und Sozialwissenschaften oder an der Unterstützung Interdisziplinärer Zusammenarbeit in der Bioethik oder mit den Lebenswissenschaftlern. Das Gesundheitswesen, die Bevölkerungspolitik und der Aufbau eines Rechtssystems sind drei miteinander verwobene politische Bereiche, vor deren Hintergrund das „Nützliche" der Bioethik mit seinen entsprechenden Interessen oder Schutzgütern aus staatlicher Sicht zu sehen Ist. Insgesamt ist die Bioethik in China in einer inhaltlichen und institutionellen Aufbauphase. Sie lässt sich nicht zuverlässig auf bestimmte inhaltliche Positionen festlegen, wohl aber in ihrer Entwicklung verstehen und erklären. Entsprechend vermittelt und vorläufig für eine dezidiert kulturelle Deutung sind die Menschenbilder, die sich in bioethischen Zusammenhängen artikulieren. Die erzielten Zwischenergebnisse bestätigen die Bedeutung des gewählten Ansatzes, insbesondere diejenige der Fruchtbarkeit der Methode der aufsuchenden Forschung. Überraschend Ist die Deutlichkeit, mit der sich der Kulturbegriff in ethischen Kontexten als revisionsbedürftig erweist. Die explorative und synthetische Arbeit hieran ist noch lange nicht abgeschlossen. Weder regionale noch ideologische (auch religiöse) noch ethnische Kategorien erlauben eine klare Zuordnung ethischer zu kulturellen Größen. Andererseits bleibt die Reduktion des Kulturbegriffes auf soziologische Einheiten unbefriedigend, da sie nicht vermag die gesellschaftlich übergreifende Stabilität moralischer Muster zu erklären. Der Zusammenhang von Kultur und Werten ist genetisch, jedoch nicht legitimierend. Hieraus ergibt sich der Eindruck, dass die Grenzen und Herausforderungen ethischer Verständigung zugleich komplizierter und kontingenter verlaufen als vielfach unterstellt, so dass verallgemeinernde Interpretationen ohne begleitende empirische, exegetische und möglichst auch kommunikative Absicherung nicht vorgenommen werden können.

 
 

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