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Die Architektur der frühkindlichen bilingualen Sprachfähigkeit. Italienisch-Deutsch und Französisch-Deutsch in Italien, Deutschland und Frankreich im Vergleich.

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung von 2005 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5452914
 
Erstellungsjahr 2009

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Forschungsprojekt hat die Entwicklung der bilingualen Sprachfähigkeit vor dem Hintergrund der Annahme untersucht, dass es bei bilingual aufwachsenden Kindern im Entwicklungsverlauf zum Spracheneinfluss kommt und dass dieser nicht durch die zeitweise auftretende Sprachdominanz erklärt werden kann. Dabei war eines der Ziele zu zeigen, dass der Einfluss nicht ganze Sprachsysteme betrifft, sondern nur Teilbereiche der Grammatik einer Sprache und zwar im Besonderen solche, die sich durch ein hohes Maß an Komplexität auszeichnen bzw. die im Vergleich beider involvierten Sprachen unterschiedlich komplex sind. Bilinguale Kinder verwenden in diesen „anfälligen“ Bereichen zeitweilig die weniger komplexe grammatische Analyse für beide Sprachsysteme, was an der Sprachoberfläche zu Ähnlichkeiten beider Sprachsysteme führt. Zwei Kriterien wurden für das Auftreten des Einflusses zugrunde gelegt. Das erste Kriterium besagt, dass solche grammatischen Phänomene einflussanfällig sind, welche die Integration von pragmatischem und syntaktischem Wissen erfordern. Das zweite Kriterium setzt voraus, dass das jeweilige grammatische Phänomen in beiden involvierten Sprachen A und B aufgrund der ähnlichen bzw. identischen Sprachoberfläche (aus der Sicht des Kindes) mit Hilfe der Derivation von nur einer der beiden Sprachen (A oder B) syntaktisch ableitbar ist. Die Ergebnisse bestätigen die im Antrag formulierte Hypothese (A1), welche lautet, dass bilinguale Kinder im Entwicklungsverlauf eine funktionale Kategorie der Sprache A auswählen und diese mit phonetischem Material der Sprache B füllen. Dies geschieht jedoch nur mit links-peripheren funktionalen Kategorien, d.h. mit solchen, bei denen die Pragmatik als eigenes Wissenssystem mit der Syntax interagiert. Ein Problem, das im Projekt nicht abschließend geklärt werden konnte, ist die Bestimmung von Komplexität aufgrund objektiver Kriterien. Dieses muss in weiteren Forschungen geleistet werden. Die zweite Arbeitshypothese (A2) des Projektes lautete, dass der Spracheneinfluss kompetenzbasiert ist. Diese Hypothese wurde im Projekt an zwölf bilingualen Sprachkorpora bestätigt. Die dritte Arbeitshypothese (A3), die besagt, dass ganz unterschiedliche – gegensätzliche – Ausprägungen des bilingualen Spracherwerbs vorliegen können, obwohl die Bedingungen, unter denen die Kinder die beiden Sprachen lernen, vergleichbar sind, wurde ebenfalls bestätigt und weiter ausgebaut. Die mit Hinblick auf qualitative Eigenschaften uniformen Entwicklungsverläufe der Kinder werden gleichzeitig geprägt von großer individueller Variation mit Hinblick auf die Effekte des Spracheneinflusses. Das spektakuläre Ergebnis ist, dass die Sprachdominanz vor über längere Zeit sichtbarem Einfluss im syntaktischen Bereich „schützt“.

 
 

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