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Nationen, Grenzen, Identitäten: (TP 4) - Die Erinnerungen an die Revolutions- und Napoleonischen Kriege in Rußland und Polen (1815 - 1945)
Antragsteller
Professor Dr. Etienne Francois
Mitantragstellerin
Professorin Dr. Karen Hagemann
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2005 bis 2010
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5453230
Die Studie geht von zwei Arbeitshypothesen aus. Erstens wird angenommen, dass in der Zeit der Revolutions- und Napoleonischen Kriege der politisch-geographische Raum Russlands und Polens und deren sozialer Raum nicht deckungsgleich waren, da bereits vor der Jahrhundertwende polnische und russische Soldaten außerhalb der heimischen Territorien mit und gegen Napoleons Truppen kämpften. Die Auslandserfahrungen dieser Militärs ebenso wie der polnischen Emigranten, die infolge der politischen und militärischen Konflikte ihre Heimat verlassen mussten, beförderten den kulturellen Transfer. Diese Erfahrungen dürften in der Folge auch zu kulturellen Veränderungen in der Heimat geführt haben. Der Prozess verstärkte sich ab 1807 durch den Ein- bzw. Durchzug der Truppen der Grande Armée in Polen und Russland und ab 1813 durch den grenzüberschreitenden Einsatz der russischen Armee in den letzten Koalitionskriegen, während derer russische Soldaten und Offiziere bis nach Paris zogen. Insgesamt hatten diese Ereignisse – so wird angenommen - zwei Folgen. Einerseits kam es zu einem Kulturtransfer, durch den sich Werte, Normen, Bilder, Sprachen und Denkweisen erheblich wandelten, zum anderen setzte zugleich eine verstärkte Beschäftigung mit Selbst-, Fremd- und Feindbildern ein. Beide Folgeerscheinungen waren wesentliche Grundbausteine für die spätere kollektive und nationale Identität. Die zweite Hypothese lautet, dass russische und polnische Erinnerungen an diese Zeit schon früh, wenn nicht sogar von Anfang an, von gänzlich unterschiedlichen nationalen Fragestellungen und Problemzusammenhängen geprägt wurden. Durch die transfergeschichtliche Aufarbeitung dieser Erinnerungen und deren Einbettung in den gesamteuropäischen Kontext sollen die jeweiligen nationalgeschichtlichen Perspektiven aufgebrochen werden. Das Teilprojekt will osteuropäische Erinnerungsgeschichte als Teil einer gesamteuropäischen Geschichte analysieren und interpretieren.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
USA
Beteiligte Person
Professor Dr. Hartmut Kaelble