Entwicklung und Validierung eines adaptiven Assessments für Patienten in der orthopädischen Rehabilitation - RehaCAT
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Im Projekt RehaCAT konnte ein modernes, computergestütztes Assessmentsystem für Patienten in der orthopädischen Rehabilitation entwickelt und in der Praxis implementiert werden. Orientiert an den Anforderungen der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF; WHO, 2001) wurden für zentrale Merkmalsbereiche Indikatoren identifiziert, die eine breites Spektrum an Beeinträchtigungen und Fähigkeiten abbilden und die Basis für eine zielgerichtete und ökonomische Diagnostik bilden, die hohen psychometrische Standards genügt. Für die Konstrukte ‚Funktionsfähigkeit im Alltag‘ und ‚Depressivität‘ konnten eindimensionale Itembanken entwickelt werden, die eine computergestützte adaptive Diagnostik ermöglichen. Die Rehabilitanden werden gezielt bezüglich der Tätigkeiten befragt, die ihr individuelles Niveau optimal abdecken und den höchsten Informationsgewinn bzgl. der Fähigkeiten der Rehabilitanden erwarten lassen. Anders als bei klassischen Fragebögen kann sichergestellt werden, dass in einem breiten Fähigkeitsbereich (a) eine zuverlässige Schätzung der Beeinträchtigung der Rehabilitanden und (b) insbesondere in allen Belastungsbereichen eine angemessene Abbildung von Veränderungen über die Zeit erfolgen kann. Auf Basis der Daten von 1021 Rehabilitanden ergab sich eine dreidimensionale Struktur des Bereichs ‚Funktionsfähigkeit im Alltag‘: Für die drei Unterbereiche ‚Aktivitäten des alltäglichen Lebens‘, ‚Funktionsfähigkeit der oberen Extremitäten‘ und ‚Funktionsfähigkeit der unteren Extremitäten‘ konnten eindimensionale Itembanken identifiziert werden (31, 37 bzw. 32 Items). Für das Konstrukt ‚Depressivität‘ (n=986 Befragte) genügten 36 Items den Annahme des zugrunde gelegten eindimensionalen psychometrischen Modells. Zur adaptiven Erfassung wurde die Software polyCAT entwickelt, die für ordinale Antwortformate die praktische Anwendung in der Diagnostik und die Simulation des Verhaltens des Erhebungsalgorithmus ermöglicht. In einer zweiten Datenerhebungsphase wurde die Veränderung der Patientenmerkmale im Verlauf einer stationären orthopädischen Rehabilitation überprüft. Die RehaCAT-Prozedur konnte mittelstarke Veränderungen abbilden und zeigte hypothesenkonforme Zusammenhänge mit etablierten Erhebungsinstrumenten (IRES-24, SF-36, OSWESTRY). Es zeigte sich dabei eine hohe Akzeptanz für die computergestützte Erhebung bei den befragten Rehabilitanden. Für den Konstruktbereich ‚Funktionsfähigkeit im Beruf‘ wurde das multidimensionale Assessmentinstrument Skalen zur Erfassung der Funktionsfähigkeit im Beruf (SE-FFB)‘ in einer Lang- und Kurzversion entwickelt und validiert, das die Dimensionen ‚Einschränkungen der Produktivität‘, ‚Einschränkungen der körperlichen Arbeitsleitung (geringe sowie hohe körperliche Anforderungen hohe körperl. Anforderungen), ‚Einschränkungen der kognitiven Arbeitsleistung‘ und ‚Einschränkungen bzgl. des Umgangs mit Stress‘ erfasst (Datenbasis: 621 bzw. 250 Rehabilitanden). Neben hohen Reliabilitäten (.87 bis .96) konnten hypothesenkonforme Zusammenhänge mit etablierten Instrumenten sowie schwache bis mittlere Veränderungen im Verlauf der Rehabilitation nachgewiesen werden. Durch das Projekt RehaCAT konnte erstmals für den Bereich der medizinischen Rehabilitation im deutschsprachigen Raum ein computeradaptives Assessment für zentrale Patientenmerkmale entwickelt werden. RehaCAT ermöglicht es, moderne internationale Standards für die Diagnostik bei Sicherstellung einer maximal ökonomischen Erhebung nutzen zu können, sodass insbesondere in somatischen Indikationsbereichen die Diagnostik und Evaluation um wesentliche ICF-orientierte Patientenmerkmale routinemäßig ergänzt werden kann. Ein weiterer Nutzen entsteht durch die Möglichkeit der fähigkeitsverankerten Rückmeldung der diagnostischen Befunde, sodass der Rehabilitandenstatus eines Patienten durch seine vorhandenen Fähigkeiten und Einschränkungen konkretisiert werden kann. Derzeit wird der routinemäßige Einsatz von RehaCAT in einzelnen Rehabilitationskliniken vorbereitet. Zudem wird die Weiterentwicklung der Prozedur RehaCAT (z.B. Erweiterung der Itembanken, Ausweitung auf weitere Indikationsbereiche sowie Subgruppenspezifizierung, Normierung) und der SE-FFB (z.B. Identifikation ICF-basierter Profile der beruflichen Belastungsfaktoren) in Folgeprojekten systematisch vorangetrieben bzw. angestrebt.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2009). Development of an item bank for the assessment of depression in persons with mental illnesses and physical diseases using Rasch analysis. Rehabilitation Psychology, 54(2),186-97
Forkmann, T., Boecker, M., Norra, C., Eberle, N., Kircher, T., Schauerte, P., Mischke, K., Westhofen, M., Gauggel, S. & Wirtz, M.
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(2010). Development of a rasch-based item bank to measure fundamental aspects of work disability in patients with musculoskeletal diseases. In: J. Brodersen, T. Nielsen, S. Kreiner (Hrsg.), Probabilistic Models for Measurement in Education, Psychology, Social Science and Health (S. 38- 40). University of Copenhagen: Copenhagen
Mueller, E., Frey, C., Prinz, E., Bengel, J., Wirtz, M.
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(2010). Development of rasch-based adaptive assessment procedures to measure "functionality in everyday life" in rehabilitation patients with musculoskeletal diseases. In: J. Brodersen, T. Nielsen,S. Kreiner (Hrsg.), Probabilistic Models for Measurement in Education, Psychology, Social Science and Health (S. 72-73). University of Copenhagen: Copenhagen
Wirtz, M., Frey, C., Forkmann, T., Böcker, M., Müller, E. & Bengel, J.
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(2010). Screening for depression: Rasch analysis of the dimensional structure of the PHQ-9 and the HADS-D. Journal of Affective Disorders, 122(3), 241-246
Kendel, F., Wirtz, M., Dunkel, A., Lehmkuhl, E., Hetzer, R. & Regitz-Zagrosek, V.
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(2011). Adaptives Testen in der Rehabilitation – Ein Weg zur ökonomischen Erhebung von Patientenmerkmalen durch Items, deren Auswahl sich am individuellen Belastungsniveau der Patienten orientiert. Die Rehabilitation, 50, 195-203
Frey, C., Zwingmann, C., Böcker, M., Forkmann, T., Kröhne, U. & Wirtz, M.
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(2011). Assessment in der Rehabilitation. In: L. Hornke, M. Amelang & M. Kersting (Hrsg.), Enzyklopädie der Psychologie, Psychologische Diagnostik, Band 1 (S. 441-477). Göttingen: Hogrefe
Wirtz, M. & Bengel, J.