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Orient und Okzident. Heiden und Christen in der volkssprachlich deutschen Literatur des Mittelalters

Fachliche Zuordnung Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung Förderung von 2005 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5453701
 
Das Projekt „Orient und Okzident. Heiden und Christen in der volkssprachlich deutschenLiteratur des Mittelalters“ versteht sich als Anschlussprojekt zu dem in zwei Förderphasen imSPP integrierten Projekt „Aneignung und Abwehr des Heidnischen in der volkssprachlichdeutschen Literatur des Mittelalters“. Es möchte sich wie das Vorgängerprojekt den Fragennach der Integration und Desintegration von Kulturen im mittelalterlichen Europa ausliteraturwissenschaftlicher Perspektive zuwenden. Zugrunde liegt dabei nach wie vor dieAnnahme, dass die Literatur geradezu prädestiniert dafür ist, verschiedenste Konstellationeninterkultureller Kontakte durchzuspielen, weil sie stärker als andere Redeordnungen (etwa dieHistoriographie oder das Recht) von einer unmittelbaren Wirklichkeitsreferenz entlastet ist.Im Unterschied zu anderen Redeordnungen ist sie nicht an das Postulat der Wahrheit ihrerpropositionalen Gehalte gebunden. Auf der Ebene literarischer Sinnsysteme wirdzeitgenössisches oder auch archaisches Wissen über Prozesse kultureller Integration undDesintegration aufgegriffen, gespeichert, reproduziert, bearbeitet, transgrediert und parodiert.Szenarien des Konflikts lassen sich in der Literatur ebenso auf die Spitze treiben wieVorstellungen von kultureller Integration und Versöhnung in utopischen Entwürfen entfalten.In der Projektarbeit sollen jene Spielräume und Möglichkeiten für interkulturelleKonstellationen in der Literatur untersucht werden, wobei die Frage leitend ist, wie dieWahrnehmungs- und Deutungsmuster der eigenen Kultur die literarischen Inszenierungen deskulturell Anderen bestimmen. Auf einer methodisch grundsätzlicheren Ebene soll in derdritten Phase des SPP abschließend gefragt werden, welche Koppelungen von Episteme undNarrativik dabei entstehen. Mit den hier angesprochenen Fragen, wie die Literatur inskulturelle Archiv einer Zeit eingebunden ist und welche Funktionen sie im Verhältnis zuanderen Wissensspeichern übernimmt, werden zentrale Probleme des Verhältnisses vonLiteratur und Geschichte, von Literatur und Gesellschaft, neu perspektiviert. Im Sinne einer‚Poetologie des Wissens‛ sollen die poetischen Verfahren der Darstellung von Kontakten undKonflikten zwischen den Kulturen im Mittelalter, die Formen ihrer literarischen Inszenierunganalysiert werden.Im Fokus der Projektarbeiten steht gerade nicht die dem Mittelalter häufig unterstellteUnversöhnlichkeit von Weltbildern und Religionen, sondern stehen jene literarischenEntwürfe, in denen das Widersprüchliche und prima vista Unvereinbare in komplexenpoetischen Verfahren durch die Überblendung verschiedener Semantiken und Strukturenzusammengeführt werden. Indem das Projekt den Kulturbegriff auf – das mittelalterlicheEuropa bestimmende – Religionen, religiöse Haltungen und Vorstellungen von Transzendenzbezieht, verspricht es zugleich, unter historischen und systematischen Aspekten Aufschlüsseüber Konstellationen zu gewinnen, die bis heute für und in Europa prägend sind. Eserscheint besonders vielversprechend, diese grundlegenden Problemstellungen in dentransdisziplinären Horizonten des SPP im Austausch zwischen Literaturwissenschaftlern,Historikern, Theologen und Religionswissenschaftlern zu erörtern. Die konkrete Projektarbeitkonzentriert sich auf die in der deutschsprachigen Literatur des Hoch- und Spätmittelaltersprominenten Prozesse der Integration und Desintegration zwischen dem Christlichen und demHeidnischen und seinen jeweiligen Substraten. In der mittelhochdeutschen Literatur wird – insynchronen und diachronen Perspektiven – nicht nur eine Fülle von Begegnungen zwischenden westlichen und östlichen Kulturen bzw. zwischen den christlichen und nicht-christlichenKulturen thematisiert, sondern es zeigen sich über Verschränkungen zwischen heterogenenkulturellen Konfigurationen vielfach auch komplexe Interferenzen des Heidnischen undChristlichen, Höfischen und Unhöfischen, Religiösen und Profanen und immer wieder auchdes Mythischen. ...
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
 
 

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