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Geschichte, Debatten und Stand der Historischen Geschlechterforschung: Bilanz (fast) eines halben Jahrhunderts

Antragstellerin Professorin Dr. Gisela Bock
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2005 bis 2007
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5454653
 
Erstellungsjahr 2006

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Publiziert wurde ein Aufsatz über den gegenwärtigen Stand und künftige Perspektiven der Historischen Geschlechterforschung, wie sie um die Wende zum 21. Jahrhundert debattiert wurden, vor allem in britischen und nordamerikanischen Zeitschriften. Der Aufsatz behandelt die schon in den frühen Jahren der neueren Frauen- und Geschlechtergeschichte aufgeworfene Frage nach einer neuen, auch auf Frauen bzw. auf beide Geschlechter bezogene historische Periodisierung und das alte, neuerdings für die Geschlechtergeschichte immer stärker in Frage gestellte Paradigma "Öffentlich/ Privat". Gezeigt wird außerdem, daß und wie die Geschlechtergeschichte sich internationalisiert hat und das auch weiterhin tun wird, und zwar zum einen anhand neuer historischer Forschungen über trans- und internationale Dimensionen der Frauengeschichte sowie der Frauenbewegungsgeschichte und zum anderen anhand der Frage nach der Rolle von Geschlechterbeziehungen in der europäischen Expansion und im Kolonialismus (sowohl innerhalb der kolonisierenden Ländern als auch in den Kolonien). Eine weitere Studie ("Women and other multiple stories in Natalie Zemon Davis' Historical Craft", in: Annual of Medieval Studies at CEU [Central European University], Bd. 12) präsentiert die innovativen Herangehensweisen, denen Natalie Zemon Davis im Lauf ihres reichen Forscherlebens nachgegangen ist: insbesondere ihr Insistieren auf der Pluralität von historischer Erfahrung, historischen Abläufen und historischen Wahrnehmungen sowie vielfältige Weise, Frauengeschichte in den Kontext der übrigen Geschichtsschreibung zu plazieren. Der Aufsatz "Meinecke, Machiavelli und der Nationalsozialismus" behandelt die Machiavelli- Rezeption in Deutschland im 20. Jahrhundert, die weitgehend von Meineckes Schriften der 1920er Jahre geprägt wurde, sowie den von ihm erfundenen Begriff des "Massenmachiavellismus" (1946) als Konzept für das Begreifen der NS-Regimes, der in der Nachkriegszeit von diversen anderen Wissenschaftlern übernommen und umgestaltet wurde. Gezeigt wird, daß und worin sich Meineckes Bild des historischen Machiavelli deutlich von demjenigen Gerhard Ritters unterschied, was zu einem (auch "Machiavelli-historisch" interessanten Streit zwischen den beiden führte, wobei Ritter - nicht aber Meinecke - Machiavelli als einen "Wegebahner" Hitlers sah. Herausgearbeitet werden die Aktualitätsbezüge der meisten Machiavelli-Forscher, außerdem das - vor allem Rittersche - Konzept der "Dämonie" (von Machiavelli wie des Nationalsozialismus). Der Aufsatz erschien in dem Band Friedrich Meinecke in seiner Zeit> hg. v. Gisela Bock und Daniel Schönpflug, Stuttgart 2006 (Reihe Pallas Athene. Beiträge zur Wissenschaftsgeschichte, Bd. 19). Der Band untersucht unter anderem Meinecke als politischen Publizisten, der (und wie er) sich zugunsten der Weimarer Republik und gegen den Nationalsozialismus äußerte; als Zentrum eines innovativen historiographischen "Laboratoriums", dem viele seiner Schüler angehörten, darunter auch Hedwig Hintze; die Sicht Meineckes auf die Französische Revolution und die breite Meinecke-Rezeption in Italien, deren Ausgangspunkt Benedetto Croce war. Sichtlich war Meinecke, anders als vielfach angenommen, keineswegs nur auf die preußisch-deutsche Geschichte fixiert, sondern hatte auch einen Sinn für vergleichende, europäische und internationale Dimensionen. Nicht vorauszusehen war bei der Antragstellung, daß zwei Bücher neuaufgelegt werden würden und deshalb - mehr oder weniger - überarbeitet werden mußten: Frauen in der europäischen Geschichte (2000, durchgesehene Neuausgabe 2005) und Zwangssterilisation im Nationalsozialismus (1986, Neuausgabe vermutlich 2006).

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Frauen in der europäischen Geschichte: Vom Mittelalter bis zur Gegenwart, München 2005 (Beck Verlag, beck'sehe Reihe).
    Bock G.
  • Friedrich Meinecke in seiner Zeit, Stuttgart 2006 (Franz Steiner Verlag), in der Reihe: Pallas Athene. Beiträge zur Wissenschaftsgeschichte (Hg. v. Rüdiger vom Bruch), Bd. 19.
    Bock G., Hg. (zusammen mit Daniel Schönpflug)
  • Geschlechtergeschichte auf alten und neuen Wegen: Zeiten und Räume, in: Dieter Langewiesche, Paul Nolte, Jürgen Osterhammel (Hg.), Wege der Gesellschaftsgeschichte, Göttingen 2006 (Vandenhoeck & Ruprecht), S. 45-66 .
    Bock G.
  • Women and Other Multiple Stories in Natalie Zemon Davis' Historical Craft, in; Annual of Medieval Studies at CEU [Central European University, Budapest], Bd. 12 (2006), S. 201-207.
    Bock G.
  • Meinecke, Machiavelli und der Nationalsozialismus, S. 145-176, in dem unter 4) genannten Band (S. 145-176); der Beitrag erscheint auch auf Italienisch in: Archivio di storia della cultura im Jahr 2007.
    Bock G.
 
 

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