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Vergleichende Untersuchungen zur Verdauungsphysiologie nichtwiederkäuender Vormagenfermentierer

Antragstellerin Dr. Sylvia Ortmann
Fachliche Zuordnung Tierzucht, Tierernährung, Tierhaltung
Förderung Förderung von 2005 bis 2008
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5456885
 
Erstellungsjahr 2007

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Studie untersuchte die Arbeitshypothese, dass die nichtwiederkäuenden Vormagenfermentierer trotz ihrer anatomischen Gemeinsamkeiten mit den Wiederkäuern funktionell eher den Dickdarmfermentierern ähneln. Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass Zwergflusspferde, Kängurus und Pekaris große Futterpartikel entweder zeitgleich mit den kleinen Partikeln oder schneller ausscheiden. In dieser Hinsicht ähneln sie funktionell eher den Dickdarmfermentierern. Die untersuchten Rinder und Pekaris reagierten bei einer höheren Futteraufnahme nicht mit einer schnelleren Passagezeit, im Gegensatz zu Zwergflusspferden. Offensichtlich können Wiederkäuer und Pekaris den Vormagen flexibel erweitern, so dass kein Einfluss der Trockensubstanzaufnahme auf die Partikel-Retentionszeit zu bestehen scheint. Die Fähigkeit, große Nahrungsmengen aufzunehmen kann als Anpassung an die jeweiligen Lebensräume verstanden werden und reduziert z.B. die Zeit, die für die Nahrungsaufnahme an exponierter Stelle benötigt wird, wo man Fressfeinden ausgesetzt ist. Überraschenderweise erzielten die untersuchten Zwergflusspferde eine ähnlich hohe Verdaulichkeit der organischen Substanz (OS) wie Rinder. Die nicht-wiederkäuenden Zwergflusspferde scheinen den offensichtlichen Nachteil größerer Ingestapartikel (ungünstiges Oberflächen/Volumen-Verhältnis, geringe Angriffsfläche-für bakteriellen Aufschluss) durch eine verlängerte Retentionszeit auszugleichen. Bei den niedrigen Futteraufnahmen verdoppelte sich die Retentionszeit bei den Zwergflusspferden beinahe, bei ähnlich hoher OS-Verdaulichkeit. Ob Pflanzenfresser besser nach Lokalisation oder nach Funktionalität und Physiologie ihrer Fermentationskammer klassifiziert werden sollten, wird weiterhin kontrovers diskutiert werden und wir sind davon überzeugt, dass die endgültigen Ergebnisse dieser Studie einen wesentlichen Beitrag zur Beantwortung dieser Frage leisten können. Der von uns gewählte räumlich/zeitliche Ansatz, in dem zum einen die räumliche Verteilung der Nahrungspartikel im Vormagen und zum anderen die zeitlichen Ausscheidungsmuster verschieden großer Partikel bei unterschiedlichen Futteraufnahme- Niveaus untersucht werden, erlaubt einerseits eine umfassende und vergleichende Betrachtung der Verdauungsphysiologie so unterschiedlicher Vormagen-fermentierer wie Pekari, Zwergflusspferd und Känguru und andererseits ihre Abgrenzung zu den wiederkäuenden Vormagenfermentierern und Dickdarmfermentierern und ermöglicht schließlich eine Neubewertung ihrer Stellung in der konventionellen Einteilung der Herbivoren.

 
 

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