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Bestattungs- und Sepulkralkulturen im 21. Jahrhundert. Amerikanische Bestattungskultur zwischen Kommerzialisierung und Solidarisierung

Fachliche Zuordnung Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung Förderung von 2005 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5457423
 
Erstellungsjahr 2008

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die amerikanische Bestattungskultur ist über einen langen Zeitraum durch starke kommerzielle Interessen geprägt worden, die zu einer weitgehenden rituellen Standardisierung von Bestattungen in den USA geführt haben. Seit den 1950er Jahren wurden jedoch in zahlreichen amerikanischen und kanadischen Städten private und unkommerzielle Vereine, die so genannten memorial societies, gegründet, die für eine alternative Bestattungs- und Trauerkultur eintreten. Der zweijährige Auslandsaufenthalt an der University of Princeton wurde dazu genutzt, die Geschichte und gegenwärtige Praxis der memorial societies, die seit kurzem unter dem Namen Funeral Consumers Alliance (FCA) agieren, zu erforschen. Die Forschung basierte zum einen auf Gesprächen mit Mitgliedern und Funktionären der FCA, auf Recherchen im Archiv der nationalen FCA in Burlington (Vermont) und auf Gesprächen mit ausgewählten Bestattern und Teilnahme an Bestattungsfeiern in New Jersey. Überraschend waren vor allem zwei Aspekte: zum einen die Vielfalt der regionalen FCAs, die ganz unterschiedliche Wege gehen, um den hohen Preisen der Standarderdbestattungen zu begegnen, zum anderen die enge Verbindung von Bestattungsbräuchen, wirtschaftlichen Interessen und deren politischen Legitimationsstrategien in den 1950er und 1960er Jahren. Durch die Archivmaterialien wurde sehr deutlich, wie die memorial societies in der Post-McCarthy-Ära politisch als (kommunistische) Feinde Amerikas stigmatisiert wurden, die die Werte und Traditionen der amerikanischen Kultur zerstören wollten. Die Bestattungsindustrie hat ihrerseits versucht, die aufwendigen Erdbestattungen mit voller Einbalsamierung als eine amerikanische und christliche Tradition zu konstruieren.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Religionsökonomische Überlegungen zum gegenwärtigen Wandel der Bestattungskultur. Symposium der ÖGRW Rituale im Kontext von Sterben, Tod und Trauer, 9. - 11. Juni 2005, Universität Wien
    Oliver Krüger
  • Gebettet für die Ewigkeit - Ökonomische Aspekte amerikanischer Friedhofskultur. Tagung Leben mit den Toten. Manifestationen unserer Bestattungskultur. 10./11. November 2006, Landesarchiv Berlin
    Oliver Krüger
  • Der Preis des Todes. In: Forschung - Das Magazin der Deutschen Forschungsgemeinschaft 4/2007, S. 6-11
    Oliver Krüger
  • Die Aufhebung des Todes. Die Utopie der Kryonik im Kontext der US-amerikanischen Bestattungskultur. In: Die neue Sichtbarkeit des Todes, hg. von Thomas Macho & Kristin Marek, Wilhelm Fink Verlag, Paderborn 2007, S. 211-228
    Oliver Krüger
  • Die Bedeutungslosigkeit von Ritualen und die Rituallosigkeit der Quäker. Anmerkungen zur Ritualtheorie von Frits Staal. In: Nicht alle Wege führen nach Rom. Religionen, Rituale und Religionstheorie jenseits des Mainstreams. Festschrift für Karl Hoheisel zum 70. Geburtstag, hg. von Oliver Krüger, Lembeck Verlag, Frankfurt 2007, S. 95-113
    Oliver Krüger
  • Ein teurer Tod? Ritualökonomische Überlegungen zur amerikanischen und deutschen Bestattungskultur. In: Tod und Ritual. Interkulturelle Perspektiven zwischen Tradition und Moderne, hg. von Birgit Heller & Franz Winter (Schriftenreihe der Österreichischen Gesellschaft für Religionswissenschaft, Bd. 2). LIT Verlag, Münster 2007, S. 249-262
    Oliver Krüger
  • Theorizing Rituals. Issues, Topics, Approaches, Concepts, hg. von Jens Kreinath & Jan Snoek & Michael Stausberg. Brill, Leiden 2006. In: Religion 38/1 (2008), p. 98-100
    Oliver Krüger
 
 

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