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Prospektive Analyse der geschlechterspezifischen Rolle von Steroidhormonlevels im Outcome bei polytraumatisierten Patient*innen
Antragstellerin
Dr. Olivia Mair
Fachliche Zuordnung
Orthopädie, Unfallchirurgie, rekonstruktive Chirurgie
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 546925525
In den letzten Jahren hat das Bewusstsein für geschlechtsspezifische Unterschiede stetig zugenommen und ist auch bei Traumapatienten nachgewiesen. Dieses Bewusstsein ebnet den Weg zu einer individualisierten Medizin, die die naturgegebenen unterschiedlichen Bedürfnisse von Männern und Frauen in der Diagnostik und Behandlung nach schweren Traumata zunehmend berücksichtigt. Zurzeit werden Frauen und Männer nach Mehrfachtraumata im Allgemeinen gleichbehandelt. Dennoch ist der Geschlechtsdimorphismus in der Literatur durchaus anerkannt. So konnte zum Beispiel schon nachgewiesen werden, dass Frauen, wenn sie das initiale schwere Trauma überleben, im Rahmen eines intensivstationären Aufenthalts seltener versterben. Dies wird darauf zurückgeführt, dass Frauen seltener schwerwiegende Komplikationen, insbesondere SIRS und Sepsis erleiden. Eine der wichtigsten Theorien zur Erklärung dieser Unterschiede in Bezug auf das Überleben und die Ergebnisse nach schwerem Trauma ist die positive Wirkung der weiblichen Steroidhormone. Estradiol und seine Derivate, sowie Progesteron senken den Gehalt an proinflammatorischen Zytokinen wie IL-1, IL-6, TNF-alpha und TGF-beta. Erhöhte Werte dieser Zytokine sind unter anderem für die Entwicklung von Sepsis und SIRS mitverantwortlich. Ebenso nach traumatischen Gehirnverletzungen spielen diese proinflammatorischen Zytokine eine große Rolle, da sie mitverantwortlich für die Entwicklung der sog. sekundären Gehirnverletzung sind. Hierbei führen sie unter anderem zu erhöhten Hirndrücken, Hirnödemen und auch zur Herabsetzung der Blut-Gehirn-Schranke. Da die aktuellen Daten die Notwendigkeit unterstreichen, das Geschlecht als kritischen Faktor bei der individuellen Betreuung von TraumapatientInnen zu berücksichtigen, wollen wir die Rolle der Steroidhormone in der Beeinflussung von Outcome und Mortalität nach schwerem Trauma untersuchen. Wir werden diese Untersuchungen bei PatientInnen nach Polytrauma bzw. isoliertem schweren Schädel-Hirn-Trauma durchführen und dabei alle Aspekte der vorhandenen hormonellen Einflüsse berücksichtigen, wie z. B. orale Substitution, Vorerkrankungen, Tumore, usw. Dies wird die erste Studie sein, die den Steroidhormonspiegel zum Zeitpunkt des Traumas und das damit einhergehende Ergebnis in einem klinischen Umfeld untersucht. Ziel ist es hieraus Daten zu generieren, die die Grundlage für eine angepasste individualisierte Therapie von Patientinnen und Patienten nach schwerem Trauma darstellt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen