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Urbane Hirsevermarktung und deren Auswirkungen auf kleinbäuerliche Lebensverhältnisse

Antragstellerin Dr. Mirka Erler
Fachliche Zuordnung Humangeographie
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 547167776
 
Hirse wurde in Indien Jahrhunderte lang als Arme-Leute-Getreide verkannt. Dies führte dazu, dass im Gegensatz zu Reis und Weizen wenig Forschung und Entwicklung an Hirse betrieben wurde. Insbesondere in urbanen Regionen geriet Hirse als Lebensmittel praktisch in Vergessenheit. Seit einigen Jahren betonen Wissenschaftler:innen allerdings besondere Eigenschaften von Hirse. Da die Pflanze besonders trockenheitsresistent ist, kann sie größere Ernteausfälle abfedern. Darüber hinaus können ihre ernährungsphysiologischen Eigenschaften sowohl bei der Bekämpfung von Mangel- als auch Überernährung helfen. Diese Erkenntnisse führten zum einen zu einer gesteigerten Bedeutung von Hirse in der Entwicklungspraxis und zum anderen zu der Vermarktung von Hirse als Superfood an Indiens urbane Mittelschicht. Dieses Vorhaben untersucht die Auswirkungen von Hirsevermarktung an die indische Mittelschicht auf kleinbäuerliche Hirseproduzenten. Aktuell ist das Produktionsvolumen von Hirse in Indien zu niedrig um die gesamte Bevölkerung regelmäßig mit Hirse zu versorgen. Darüber hinaus ist nicht klar ob und wie sich Hirse als Cash Crop auf kleinbäuerliche Lebensverhältnisse und den Subsistenzkonsum von Hirse auswirkt. Dabei spielen Frauen eine besondere Rolle, da sie in vielen kleinbäuerlichen Gemeinschaften über Jahrzehnte für den Erhalt von Hirse in Anbau und Verbrauch gesorgt haben. Zudem ist aufgrund der gestiegenen Beliebtheit von Hirse ein Wandel von Anbaupraktiken absehbar, der bisher unzureichend dokumentiert ist. Aufbauend auf diesen Forschungslücken soll in diesem Vorhaben herausgearbeitet werden:1) ... ob Zielkonflikte zwischen der Vermarktung und der Versorgung mangelernährter Bevölkerungsschichten mit Hirse bestehen.2) ... ob Hirse bei Kleinbauern als Cash Crop etabliert ist und welche Auswirkungen auf kleinbäuerliche Lebensverhältnisse dies mit sich bringt.3) ... ob die Vermarktung von Hirse Auswirkungen auf den Subsistenzkonsum von Hirse hat.4) ... ob und wie die Vermarktung von Hirse die Lebensverhältnisse von Frauen besonders beeinflusst.5) ... ob sich die Vermarktung auf die Anbaupraktiken von Hirse auswirkt.Durch diese Ziele soll das Vorhaben zu mehreren theoretischen Debatten in der Humangeographie und darüber hinaus beitragen: Superfood oder alternative Nahrungsmittel im Globalen Süden, die Integration von Livelihood Ansätzen in Theorien zu Globalen Produktionsnetzwerken und Globalen Wertschöpfungsketten, Nahrung als Gemeingut und "stiller Nachhaltigkeit". Im Rahmen des Walter Benjamin-Programms möchte ich mir mit diesem Vorhaben ein Profil als Wirtschafts- und Sozialgeographin mit einem Forschungsschwerpunkt auf den Wechselwirkungen zwischen Konsum und Produktion aufbauen. Langfristiges Ziel ist die Berufbarkeit auf eine humangeographische Professur.
DFG-Verfahren WBP Stelle
 
 

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