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Entwicklung von neuro-behavioralen Modellen der Determinanten von High Expressed Emotion in der sozialen Interaktion zwischen Menschen mit Schizophrenie und ihren Familien

Fachliche Zuordnung Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 547263283
 
Das familiäre Umfeld hat einen entscheidenden Einfluss auf den Krankheitsverlauf von Menschen mit Schizophrenie (SZ). High Expressed Emotion (EE) ist ein Maß für ein spezifisches Familienklima und ein bewährter Prädiktor für Rückfalle bei SZ. SZ-Angehörige mit High-EE sind wiederum belastet, neigen zu Depressionen und sind häufiger Feindseligkeit ausgesetzt. Erste Studien zeigen eine erhöhte Anfälligkeit für die Entwicklung von hoher EE bei beeinträchtigter kognitiver Flexibilität, sozialer Kognition (Empathie, Theory of Mind) und negativer selbst-bewusster Emotion (Scham, Schuld) - Veränderungen, die auch bei SZ zu finden sind. Daher scheint eine hohe EE ein Interaktionsproblem zwischen SZ und Angehörigen zu sein, mit verheerenden Folgen für beide Seiten. Trotz der Bedeutung einer hohen EE gibt es kaum Forschung zu deren Entstehung. Daher mangelt es an Chancen, die Behandlung voranzutreiben, die Rückfallquote bei SZ zu senken und die Lebensqualität der Familien zu verbessern. In diesem Projekt werden neueste Erkenntnisse zu sozialer Kognition und Emotion, modernste Analysewerkzeuge und die Zweite-Person-Neurowissenschaft gebündelt, um erstmals ein Modell zur Entstehung hoher EE zu etablieren. Es wird das Zusammenspiel von kognitiver Flexibilität, Empathie, Theory of Mind, Scham und Schuld in einer Stichprobe von SZ (N=100) und je einer/m Angehörigen (N=100) umfassend untersucht. Work Package 1 (WP1) testet auf Unterschiede zwischen Verwandten mit hoher vs. niedriger EE sowie SZ unter Verwendung etablierter Tests und neuer funktioneller MRT-Aufgaben. Neuroimaging ergänzt hierbei wichtige Informationen zu den computationalen neuronalen Prozessen. WP2 testet ein vorgeschlagenes Netzwerkmodell der Determinanten hoher EE an Daten aus WP1 unter Einbezug von maschinellem Lernen, Graphanalyse, und MVPA. WP3 wird SZ und eine/n Verwandte/n gemeinsam in einer naturalistischen Umgebung erfassen und den Grad des sozialen Verständnisses, das man für das jeweils andere Familienmitglied mitbringt, bestimmen – in Relation zum Umfeld mit hoher vs. niedriger EE. Die Rekrutierung erfolgt über 4 psychiatrische Kliniken/Ambulanzen im Raum Dresden. Das Assessment wird im Neuroimaging Center und der Universitätsambulanz und Forschungszentrum für Psychotherapie der Technischen Universität Dresden (TUD) stattfinden. Das Datenmanagement wird im Zentrum für Informationsdienste und Hochleistungsrechnen der TUD durchgeführt. Beide Antragsteller sind fest in der klinischen Forschung/Behandlung verankert und werden von 3 internationalen Beratern unterstützt. Vom Projekt werden kurz-, mittel- und langfristige Fortschritte in der Therapie erwartet: weniger Selbstvorwürfe und höhere Selbstwirksamkeit durch bessere Psychoedukation, effektivere Einbeziehung des sozialen Umfelds in adaptierte Familientherapien, Überwindung dysfunktionaler Familiendynamiken zur Verringerung von Rückfällen bei SZ. Darüber hinaus wird unser allgemeines Verständnis sozialer Interaktion vorangebracht.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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