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In der Geschichte umgangen, im Gedächtnis vernachlässigt: spanisch-jüdische Diasporen unter nationalsozialistischer Besetzung

Antragsteller Dr. Olmo Masa
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 547468899
 
Dieses Forschungsprojekt konzentriert sich auf die Erfahrungen der Juden mit spanischer Staatsbürgerschaft in Europa während des Holocausts und auf ihre Erinnerungen und Erbe in Spanien. Im Jahr 1940 gab es etwa 5.000 Juden mit spanischer Staatsangehörigkeit außerhalb Spaniens in Europa, hauptsächlich in Frankreich mit rund 2.500 und Griechenland mit über 700. Bis 1945 wurden zwei Drittel der spanischen Juden in Griechenland von den spanischen Behörden gerettet, während nur ein Drittel derjenigen in Frankreich letztendlich gerettet wurde. Die Forschungsfrage dieses Projekts ist zweigeteilt: Welche historischen Faktoren beeinflussten die ungleiche Behandlung der spanischen jüdischen Diasporen in Griechenland und Frankreich während des Holocausts? Wie werden die spanischen Behörden in den Nachkriegszeugnissen der spanischen Juden dargestellt? und inwieweit sind ihre Erinnerungen präsent in den Gedenkpolitiken des spanischen Staats? In historischer Hinsicht ist die Menge an wissenschaftlicher Arbeit über diese Gruppen in den letzten Jahrzehnten exponentiell gewachsen, doch Historiker haben die Gründe für die ungleiche geografische Verteilung von geretteten oder von Spanien im Stich gelassenen spanischen Juden umgangen. Ähnlich hat die Literatur über die Erinnerung an den Holocaust in Spanien entscheidende öffentliche Nutzungen des jüdischen Völkermords in der spanischen Gesellschaft aufgedeckt, aber sie hat womöglich nicht genug Aufmerksamkeit auf die Erinnerungen der spanischen Juden und ihren Grad der Vernachlässigung durch staatliche Erinnerungspolitiken gelegt. Diese historische Umgehung und Vernachlässigung im kollektiven Gedächtnis, sind, wie ich behaupte, das Ergebnis eines wissenschaftlichen Ansatzes, der sich auf Täter- und Zuschauerquellen konzentriert, im Allgemeinen aber unaufmerksam gegenüber den Zeugnissen und Stimmen der Opfer ist, sowie einer spanisch-zentrierten Perspektive, die sich nicht mit nichtstaatlichen Akteuren und jüdischen Erinnerungen außerhalb des spanischen Territoriums hinaus befasst hat. Um diese methodischen Probleme zu überwinden, wird in diesem Projekt ein integrierter historischer Ansatz für die Untersuchung der Schicksale spanischer Juden in Frankreich und Griechenland während des Holocausts angewendet und eine transnationale Perspektive benutzt, um unser Verständnis dieser diasporischen Erinnerungen und ihrer Verwendung und (Un-)Sichtbarkeit in der spanischen Holocaust-Erinnerung zu erweitern.
DFG-Verfahren WBP Stelle
 
 

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