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Produktivität einer Krise: Die Regierungszeit Ludwig des Frommen (814-840) und die Transformation des karolingischen Imperium

Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung von 2008 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 54822446
 
Die Sichtweise auf die politische Geschichte des frühen Mittelalters ist lange Zeit durch nationale Geschichtsbilder vereinnahmt worden. Im Unterschied dazu zielt dieses Forschungsprojekt darauf, ein politisch-soziales Erklärungsmodell auf die folgenreiche Krisenzeit des karolingischen Reiches unter den Nachfolgern Karls des Großen in den Jahren 828/829 anzuwenden. Es konzentriert sich damit auf eine historische Situation, in der im zähen Ringen das Verhältnis zwischen dem König, den Mitgliedern der Aristokratie und der Kirche vertraglich neu bestimmt wird, deren Mitglieder für sich das Recht beanspruchen, sich gegen ihren Herrscher zu wenden, um ihr Gesellschaftsmodell zu verteidigen. Die Projektarbeit, welche der Dynamik dieser Prozesse nachgeht, besteht insbesondere in der Neuuntersuchung der Quellen, die diesen ihre Entstehung verdanken. Zu diesem Zweck ist es notwendig, die Chronologie, den Kontext und die Hintergründe dieser vielfältigen Überlieferung zu präzisieren, um ihre wechselseitige Beeinflussung besser beurteilen zu können. Auf dieser Grundlage gilt das Augenmerk den beteiligten Personen, deren durch Verwandtschaft, Bündnisse und Freundschaft begründeten Netzwerken eine neuerliche Untersuchung gewidmet wird. Auf diese Weise sollen einerseits die historischen Ereignisabläufe, die insbesondere mit dem politischen Generationswechsel und der politischwirtschaftlichen Entwicklung verbunden sind, und andererseits die Spannungsverhältnisse in der Entwicklung Europas vor dem Erscheinen der „Staaten“ und der „Nationen“, aus denen es sich aktuell zusammensetzt, offengelegt werden – zwischen Zentralismus und regionaler Autonomie, zwischen einer (damals theologisch gerechtfertigten) Einheit und rechtlicher, wirtschaftlicher und kultureller Verschiedenartigkeit, zwischen personenbezogenen Netzwerken und territorialen Einheiten. Die Projektarbeit zielt auf die Übersetzung einer Auswahl der relevanten Quellentexte ins Französische und ins Deutsche, begleitet von einem interdisziplinär angelegten und die historiographischen Zugänge verbindenden Kommentar. Daneben ist eine zusammenfassende Darstellung der neu gewonnenen Erkenntnisse vorgesehen sowie ein Band mit den Ergebnissen einer internationalen Tagung, welche die historischen Problemstellungen und Untersuchungsmethoden der karolingischen Geschichte zum Gegenstand einer neuen Beurteilung macht.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Frankreich
Beteiligte Person Professor Dr. Philippe Depreux
 
 

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