Detailseite
Technologietransfer im zentralen Mittelmeerraum: Antike Kalkmörtel aus Karthago, Pantelleria und Solunt
Antragstellerinnen / Antragsteller
Silvia Rita Amicone, Ph.D.; Dr. Christoph Berthold; Professorin Dr. Susanne Greiff
Fachliche Zuordnung
Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 548353885
Kalkmörtel sind in der Architektur der Klassischen Antike allgegenwärtig. Ob als „Klebstoff“ im Mauerwerk, als Schutzschicht gegen Wind und Wasser oder als Fußbodenbelag, Mörtel finden sich in unterschiedlichen Zusammensetzungen und verschiedenen Kontexten. Daher stellen sie eine wichtige Quelle für die Entwicklung von Bautechniken und den Transfer damit verbundener Technologien dar. Seit dem 5. Jh. v. Chr. fand die vermutlich aus dem östlichen Mittelmeerraum stammende Mörteltechnologie im zentralen Mittelmeerraum rege Verwendung. Als Träger des Technologietransfers kommt phönizischen/punischen Handwerkern vermutlich eine bedeutende Rolle zu. Kalkmörtel sind Verbundwerkstoffe, die aus einem Bindemittel und verschiedenartigen Zuschlagstoffen hergestellt werden. Aufgrund ihrer heterogenen Zusammensetzung kann die archäometrische und archäologische Untersuchung Hinweise zu Herstellungs- und Verarbeitungsprozessen, zu den verwendeten Rohstoffen und auf die Entwicklung von Bautechniken liefern. Darüber hinaus ist durch die raum- und zeitübergreifende Betrachtung der Mörtel unterschiedlicher Baustrukturen eine Untersuchung des Technologietransfers und der dahinterstehenden Akteure mithilfe von soziokulturellen Theoriemodellen möglich. Um die Rolle der Phönizier/Punier bei der Verbreitung von Mörteltechnologien im zentralen Mittelmeerraum zu beleuchten, werden Mörtel aus den drei kulturell miteinander verbundenen Orten Karthago, Pantelleria und Solunt aus der Zeit des 5. Jhs. v. Chr. bis 1. Jhs. n. Chr. archäologisch und archäometrisch auf ihre Entwicklung und Verbreitungswege hin untersucht. Mittels Polarisationsmikroskopie, µ- und Pulverröntgendiffraktion, µ-Röntgenfluoreszenz, Rasterelektronmikroskopie, Ramanspektroskopie und Fourier-Transformations-Infrarotspektroskopie werden nicht nur die mineralogisch-chemische Zusammensetzung der Mörtel bestimmt, sondern auch potenziell verwendete Rohstoffe identifiziert. Die zeitübergreifende Betrachtung der Mörtel(rezepturen) ermöglicht es, die Entstehung einzelner Typen, Veränderungen der Zusammensetzung bzw. Weiterentwicklungen zu ermitteln. Daneben können durch die raumübergreifende Betrachtung mögliche Verbreitungswege und damit Technologietransfers sichtbar gemacht werden. Somit werden neue Erkenntnisse zum Ressourcenwissen, zu Herstellungstechniken und Anwendungskontexten generiert.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen