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Ein neuer naher Verwandter des ungewöhnlichen Dinosauriers Chilesaurus aus dem frühen Oberjura von Argentinien und die Verwandtschaftsverhältnisse und frühe Evolution der Dinosaurier
Antragsteller
Professor Oliver Rauhut, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Paläontologie
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 548605118
Traditionell wird die Reptiliengruppe der Dinosaurier in Ornithischia ("Vogelbeckensaurier") und Saurischia ("Echsenbeckensaurier") unterteilt, wobei letztere die Sauropodomorphen und Theropoden umfassen. Diese Unterteilung wurde in einer neueren Studie angezweifelt, bei der nahe Verwandtschaft zwischen Ornithischia und Theropoden postuliert wurden, in einer Gruppe namens Ornithoscelida. Dies hat zu Kontroversen geführt, und mehrere Studien führten aus, dass Anhand der derzeit verfügbaren Daten keine der möglichen Hypothesen - Saurischia, Ornithoscelida, oder auch Phytodinosauria (Ornithischia + Sauropodomorpha) - eine statistisch signifikan bessere Unterstützung hat als die anderen. Ein Taxon, das in dieser Diskussion eine wichtige Rolle gespielt hat, ist der merkwürdige Chilesaurus diagosuarezi aus dem obersten Jura (Tithonium) der Toqui-Formation Chiles, der Merkmale vereint, die ursprünglich als Synpomorphien von entweder Ornithischiern, Sauropoodmorphen oder Theropoden angesehen wurden. Seine Inklusion in datensätzen zur Analyse der Verwandtschaftsverhältnisse früher Dinosaurier hat zur Unterstützung der Ornithoscelida-Hypothese beigetragen. Allerdings ist Chilesaurus etwa 100 Mio Jahre jünger als der angenommene ursprüngliche Split der Dinosaurier, so dass die derzeitigem Datensätze, die auf frühe Vertreter der drei wichtigen Entwicklungslinien fokussiert sind, nicht ideal sein dürften, um sie phylogenetische Position dieses Taxon zu untersuchen. Geländearbeit in der oberjurassischen (Oxfordium-Kimmeridgium) Cañadón Calcáreo Formation in Argentinien hat kürzlich zu der Entdeckung fast vollständiger Reste eines neuen, Chilesaurus-ähnlichen Dinosauriers geführt. Dieses neue Taxon, das etwa 10 Mio Jahre älter als Chilesaurus ist und einige mehr plesiomorphe Merkmale aufweist, hat somit großes Potential, nicht nur die 'Chilesaurier' verlässlicher in einer der Dinosauriergruppen zu verankern, sondern auch unser Verständnis der Verwandtschaft und der frühen Evolution der drei Haupt-Entwicklungslinien generell zu verbessern. Interessanterweise zeigt auch die neue Art Merkmale, die bisher als apomorph für veschiedene der drei Linien angesehen wurden, aber oft nicht für deren früheste Vertreter, sondern bereits für fortschrittlichere Untergruppen. Dies zeigt erneut das Bedürfnis, die Datensätze um "höhere" Taxa und neue Merkmale zu ergänzen. Die Ziele des vorliegenden Projektes sind es somit, den neuen, Chilesuaurus-ähnlichen Dinosaurier aus Argentinien im Detail zu untersuchen und eine umfangreichere und revidierte Datenmatrix zu schaffen, um die Verwandtschaftsverhältnisse dieser merkwürdigen Tiere sowie auch der Haupt-Entwicklungslinien der Dinosaurier generell zu etablieren und die Rolle von Konvergenzen und paralleler Evolution in der frühen Evolution dieser Gruppe zu untersuchen. Dafür ist hier eine Kooperation mit mehreren international führenden Experten für frühe Dinosaurier geplant.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Argentinien, Brasilien, Großbritannien, Schweiz
Mitverantwortlich
Dr. Sebastian Höhna
Kooperationspartner
Professor Dr. Richard Butler; Dr. Serjoscha Evers; Professor Dr. Max Cardoso Langer; Dr. Fernando Novas; Dr. Diego Pol