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SFB 648:  Molekulare Mechanismen der Informationsverarbeitung in Pflanzen

Fachliche Zuordnung Biologie
Medizin
Förderung Förderung von 2005 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5486253
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Wachstum, Entwicklung und Abwehrreaktionen von Pflanzen sind flexible Prozesse, die durch äußere abiotische Stimuli oder biotische Faktoren wie bspw. pathogene oder herbivore Organismen reguliert werden. Die Anpassung von Pflanzen an Umweltbedingungen ist abhängig von der effizienten Perzeption äußerer Signale sowie der intrazellulären und intraorganismischen Signalweiterleitung. Ein Hauptziel des SFB 648 war ein besseres Verständnis der Prinzipien pflanzlicher Signalprozessierung. Die Forschungsprojekte waren in drei multidisziplinäre Forschungsgebiete unterteilt, in deren Fokus die Interaktion von Pflanzen mit Pathogenen (Projektbereich A), intrazelluläre pflanzliche Signalweiterleitung (Projektbereich B) und Signalprozessierung mit Schwerpunkt auf epigenetischen Kontrollmechanismen (Projektbereich C) standen. Pflanzliche Signalweiterleitung und Abwehrreaktionen in Pflanze-Pathogen-Interaktionen (Projektbereich A) wurden nach Infektion von Pflanzen mit dem bakteriellen Tomaten- und Paprika-Pathogen Xanthomonas campestris pv. vesicatoria, dem pilzlichen Mais-Pathogen Colletotrichum graminicola, dem Oomyceten Phytophthora infestans und dem Tomatenzwergbusch-Virus (Tomato Bushy Stunt Virus, Modellsystem zur Analyse von Einzelstrang-RNA-Viren) untersucht. Forschungsthemen im Bereich der Pathogenassoziierten Signalweiterleitung umfassten die bakterielle Adaptation an Umwelteinflüsse, den Transport und die funktionelle Charakterisierung von bakteriellen Effektorproteinen sowie virale Replikationsprozesse. Im Fokus der Analysen pflanzlicher Reaktionen nach Pathogenbefall standen die Induktion basaler pflanzlicher Abwehrreaktionen nach Erkennung von “pathogen-associated molecular patterns” (PAMPs) oder viralen RNAs. Wichtige Erfolge wurden u.a. bei der funktionellen Charakterisierung des TAL (“transcription activator-like”)-Effektors AvrBs3 und der Klonierung des korrespondierenden Resistenzgens erzielt. Zudem wurde ein zellfreies pflanzliches System zur Analyse der viralen Replikation und des Virus-induzierten RNA-“Silencing” etabliert sowie pflanzliche Proteine identifiziert, die an der Erkennung von PAMPs beteiligt sind. Schwerpunkt von Forschungsarbeiten zur intrazellulären pflanzlichen Signalweiterleitung (Projektbereich B) waren Mitogen-aktivierte Proteinkinase (MAPK)-Kaskaden und Calcium-vermittelte Signalprozesse in Abhängigkeit von Umweltfaktoren. Desweiteren wurde die Bedeutung von Phosphoinositiden und Inositolphosphaten während pflanzlicher Abwehrreaktionen und Hormon-abhängiger Prozesse analysiert sowie die Regulation der Terpenbiosynthese nach Befall von Pflanzen durch Herbivore untersucht. Ein weiteres Forschungsthema war der pflanzliche Elongatorkomplex, welcher in tRNA-Modifikationen involviert ist und verschiedene pflanzliche Prozesse wie bspw. Blattwachstum, Entwicklung und Abwehrreaktionen beeinflusst. Bedeutende Forschungserfolge wurden insbesondere bei der Identifizierung von Calciumtransportern in Chloroplasten und der Entdeckung neuer MAPK-Substrate erzielt. Zu letzteren zählen die IQD-Proteine, die an Signalweiterleitungsprozessen beteiligt sind und durch ihre Bindung an Mikrotubuli zur Zellmorphogenese beitragen. Im Projektbereich C wurden epigenetische Mechanismen, welche heterochromatisches Gen-“Silencing” kontrollieren, sowie Aurora-Kinasen analysiert, welche in die Kontrolle des Zellzyklus und die epigenetische Regulation involviert sind. Die Etablierung eines Luciferase-basierten Reportersystems ermöglichte die Analyse von transkriptionellem Gen-“Silencing” und führte zur Identifizierung von pflanzlichen “Silencing”-Suppressoren. Ein neues Projekt in der letzten Förderphase des SFB etablierte Colletotrichum graminicola als Modellsystem für epigenetische Analysen und zeigte epigenetische Kontrollmechanismen der pilzlichen Virulenz auf. Die Identifizierung des ersten Protein-kodierenden Gens auf einem pflanzlichen B-Chromosom gilt als Durchbruch, da die entbehrlichen B-Chromosomen bislang als “Gen-los” beschrieben wurden. Die multidisziplinäre Kooperation zwischen den verschiedenen Projekten im SFB 648 mit Fokus auf Genetik, Epigenetik, Biochemie oder Zellbiologie haben wesentlich zu einem besseren Verständnis grundlegender pflanzlicher Prozesse beigetragen. Die wissenschaftlichen Ergebnisse bilden eine exzellente Grundlage für zukünftige Forschungsverbünde.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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