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Gute Nachrichten aus der Dritten Welt. Aufstieg und Fall der Alternativen im globalen Journalismus, 1960er - 1990er Jahre

Antragstellerin Dr. Leonie Wolters
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 548644438
 
Die Entkolonialisierung brachte große Veränderungen für den internationalen Journalismus mit sich, da mehr Parteien ihre Perspektiven im globalen Nachrichtensystem zur Geltung bringen wollten. Diese miteinander verknüpften Phänomene wurden bisher von der Wissenschaft kaum beachtet. Selbsternannte "alternative Nachrichtenagenturen" bieten einen Einblick in die Entwicklungen dieser Ära, da sie Journalisten aus dem globalen Süden engagierten, um über Themen und Länder zu berichten, die angeblich von den etablierten Nachrichtenagenturen ignoriert wurden. Dieses Projekt konzentriert sich auf den Inter Press Service (Rom, 1964 - heute), insbesondere dessen "Dritte-Welt"-Abteilung, und den Gemini News Service (London, 1967 - 2002). Beide Agenturen arbeiteten mit Korrespondenten und Abonnenten vor allem in Afrika südlich der Sahara, Südasien, Westeuropa, und Nordamerika und zeigen die Begegnung zwischen Journalisten aus dem Süden und dem Norden vor dem Hintergrund der Ost/West-Dynamik des Kalten Krieges. Ihre Tätigkeit erstreckt sich von den optimistischen Anfängen der alternativen Nachrichtenagenturen bis in die Zeit nach dem Kalten Krieg, als die Nord-Süd-Dynamik neu gestaltet wurde. Unser Projekt fragt, inwieweit die Nachrichtenpraktiken alternativer Nachrichtenagenturen ihre Akteure und Narrative für die Mainstream-Nachrichtenagenturen akzeptabel machten und damit der breiteren journalistischen Szene ihren Stempel aufdrückten, allerdings um den potenziellen Preis, dass sie ihren alternativen Anspruch verloren. Für Journalisten aus dem globalen Süden scheinen die alternativen Nachrichtenagenturen ein Tor in das vom Norden dominierte Mediensystem gewesen zu sein. Das Projekt stellt die Hypothese auf, dass es die Absicht gab, das Nachrichtensystem durch positive Berichte aus dem globalen Süden zu diversifizieren, dass diese Erwartungen jedoch einer nischenorientierten Berichterstattung über "Entwicklung" oder sogar reiner PR wichen. Emotiongeschichtliche Zugänge ermöglichen Einblicke in Narrative, die alternative Agenturen entwickelten, um ihren Lesern das Gefühl zu geben, dass sie entfernten Bevölkerungsgruppen über die Nord-Süd-Grenze hinweg nahe standen, indem sie sich auf Vorstellungen von Ähnlichkeit und Gleichheit stützten. Die Aufarbeitung der Erfahrungen der Korrespondenten aus dem Süden ist ein zentraler Bestandteil des Projekts. Die Methoden der Oral History sind von entscheidender Bedeutung, um jene Historiographie zu erweitern, die sich oft überwiegend auf Quellen aus dem Norden stützt. Das Quellenmaterial umfasst Interviews, veröffentlichtes Material von Journalisten, ihre persönlichen Archive, Archive von Nachrichtenagenturen, Abonnenten, besorgten Regierungen wie Frankreich und Großbritannien, konkurrierenden Nachrichtenagenturen wie Reuters und AFP und unterstützenden Organisationen wie verschiedenen westdeutschen politischen Stiftungen und internationalen NROs. Die Ergebnisse werden in einer Monographie und zwei Artikeln veröffentlicht.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Mitverantwortlich Professor Dr. Frank Bösch
 
 

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