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Konkurrenz und Konvergenz: Europabilder in deutschen und französischen Schulbüchern seit 1900
Antragstellerin
Professorin Dr. Simone Lässig
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2008 bis 2011
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 54885375
Dem Medium Schulbuch kommt eine zentrale Bedeutung für die Konstruktion und Formung von – überwiegend natio-nalen – Identitäten zu, prägt es doch als Vermittler der jeweiligen staatlichen Geschichtspolitik und der offiziellen Normgefüge die historisch-politischen Vorstellungen der Gesellschaft mit. Die neuere Forschung hat das Schulbuch deshalb schon früher als eine ergiebige Quelle genutzt; vor allem dort, wo es um Fragen des Nationalismus oder nati-onaler Geschichtspolitik geht und ging. In diesem Projekt steht allerdings nicht primär die Nation im Zentrum, sondern die Frage, zu welchen Zeiten, in wel-cher Form und mit welchen Zielsetzungen Konstrukte und Deutungen von Europa und „dem Europäer“ Eingang in na-tionale Schulbücher gefunden haben. Besonders aufschlussreich und weiterführend erscheint es, dieser Frage am Beispiel von zwei Staaten nachzugehen, die sich – geographisch benachbart – lange Zeit als „Erbfeinde“ gegenüber-standen, die jedoch später auch als Motoren des europäischen Einigungsprozesses agierten und kürzlich sogar ein gemeinsames Geschichtsbuch erarbeitet haben. Ausgehend von diesem Lehrwerk werden Texte, Karten und Bilder aus französischen und deutschen Geschichts- und Geographiebüchern der vergangenen einhundert Jahre unter der Fragestellung untersucht, inwieweit Deutungen Europas direkt oder in Abgrenzung von „den Anderen“ bzw. „den Fein-den“ Eingang in die Schulen und damit in die jeweiligen (nationalen) geschichtspolitischen Diskurse gefunden haben. Methodisch sollen diachrone Vergleiche und transnationale Ansätze eng verbunden werden: Zum einen geht es um die Strategien und die jeweiligen Motive der Verbindung von nationalen und europäischen Identitätskonstrukten. Zum anderen wird untersucht, inwieweit sich beide Staaten in ihren Europabildern und -konzepten angenähert und gegen-seitig beeinflusst haben; eine Frage, die auch für die Nationalismusforschung und für die wissenschaftliche Analyse europäischer Integrationsprozesse, vor allem aber für die gegenwärtigen Debatten um ein europäisches Geschichts-buch von großem Interesse ist.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Frankreich
Beteiligte Personen
Professor Dr. Christian Amalvi; Professor Dr. Eckhardt Fuchs; Dr. Falk Pingel