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Conatus, Trieb und die Erkenntnis der Freiheit: Spinozas Einfluss auf Hegels praktische Philosophie
Antragstellerin
Professorin Dr. Julia Peters
Fachliche Zuordnung
Geschichte der Philosophie
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 549333036
Unsere heutige Auffassung von Hegels Freiheitsbegriff ist stark von der kantischen Philosophie als zentralem Referenzpunkt – sowohl in negativer als auch in positiver Hinsicht – geprägt. Untersuchungen zu Spinozas Einfluss auf Hegel beschränken sich fast ausschließlich auf Hegels theoretische Philosophie. Dagegen will dieses Projekt zu einem Perspektivwechsel beitragen und dazu anregen, Hegels Projekt in der praktischen Philosophie als Fortsetzung eines spinozanischen Programms zu sehen. Die zentrale Hypothese unseres Projektes lautet, dass Spinozas Philosophie, insbesondere Spinozas Conatus-Lehre, eine wesentliche Inspirationsquelle für Hegels praktische Philosophie darstellt. Wir wollen damit das in der Forschung vorherrschende Bild revidieren, dass Hegel sich ausschließlich an Spinozas Metaphysik, insbesondere dem Substanzbegriff, abgearbeitet hat, und dies letztlich mit kritischem Impetus. In Kontrast dazu soll gezeigt werden, dass Hegel in seiner praktischen Philosophie selbst eine spinozanisch geprägte Trieb- und Freiheitskonzeption vertritt. Diese Konzeption ist z. T. durch Jacobi und Fichte vermittelt, z. T. aus Hegels eigener Spinoza-Lektüre entstanden. Es handelt sich um eine systematisch attraktive Freiheitskonzeption, in deren Zentrum die spinozanische Idee der adäquaten Ursache steht: Frei sein bedeutet, sich selbst als Ursache seiner (einzelnen, besonderen) Handlung erkennen zu können – eine Idee, die auch Hegel unter dem Slogan der Freiheit als “zur Allgemeinheit zurückgekehrten Besonderheit“ zusammenfasst. Unser Projekt soll diese Freiheitskonzeption philosophiehistorisch und systematisch erschließen, und damit auch zugänglich für aktuelle philosophische Debatten machen. Damit sollen einerseits philosophiegeschichtliche Verbindungslinien beleuchtet werden – von Spinozas Conatus-Lehre und politischen Traktaten über Jacobi, Fichte, bis hin zu Hegels praktischer Philosophie – die bislang zu wenig Aufmerksamkeit gefunden haben. Andererseits wollen wir den hegelianisch-spinozanischen Freiheitsbegriff – Freiheit verstanden als adäquate Ursächlichkeit – systematisch klar konturieren, seine philosophischen Stärken herausarbeiten und damit die Grundlage schaffen, um ihn als eigenständige Position auch in zeitgenössische Debatten einbringen zu können. Die auf diese Weise systematisch klar umrissene Freiheitskonzeption kann schließlich rückwirkend Licht werfen auf Spinozas eigene Position und damit fruchtbare Impulse auch für die Spinoza-Forschung liefern.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
