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Grenzüberschreitungen. Zu Genese, Ausmaß und Folgen "illegitimer" Gewalt in den spanischen Karlistenkriegen des 19. Jahrhunderts
Antragstellerin
Professorin Dr. Birgit Aschmann
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 407133841
Die militärische Gewalt innerhalb Europas gilt im 19. Jahrhundert als „eingehegt“. Die Karlistenkriege in Spanien, die in der europäischen Gewaltgeschichte zumeist unbeachtet geblieben sind, lassen diese Deutung als ergänzungsbedürftig erscheinen. Hier wird die These vertreten, dass die auf der Iberischen Halbinsel etablierten Praktiken exzessiver Gewalt nicht nur weitreichende Folgen für die spanische, sondern auch für die europäische Gewaltgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts hatten. Die Karlistenkriege waren keineswegs rein dynastisch motivierte Bürgerkriege. Vielmehr galten sie schon den Zeitgenossen als epochale Auseinandersetzung zwischen Fortschritt und Reaktion, zwischen Revolution und Monarchie sowie zwischen Religion und Antiklerikalismus. Diese weltanschauliche Aufladung trug zur Emotionalisierung und Brutalisierung der Konflikte bei. Neben größeren Feldschlachten waren die Karlistenkriege v.a. durch Guerillapraktiken gekennzeichnet. Damit standen sie in einer Tradition, die mit dem Unabhängigkeitskrieg gegen Napoleon begonnen hatte. Indem ein Schwerpunkt auf der Untersuchung des „Kleinen Krieges“ liegt, bildet die Studie eine Brücke zwischen den Projekten zu den Napoleonischen Kriegen und dem Vorläuferprojekt zum Krieg von 1870/71. Konkret soll erstens eine Systematik der exzessiven Gewaltpraktiken in den Karlistenkriegen erarbeitet werden. Zweitens werden die Kontroversen über „illegitime“ und „legitime“ Gewalt in Politik, Kirche und Öffentlichkeit rekonstruiert und analysiert. Drittens wird die internationale Dimension aufgezeigt, indem die Beteiligung auswärtiger Soldaten nachgewiesen und nach den Transfers von Gewaltpraktiken in die militärischen Gewaltkulturen anderer Staaten wie Deutschland, Frankreich und England gefragt wird.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen