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Strafende Pille: Auf den Spuren der Lebens- und Todeswelten von Natrium-Pentobarbital
Antragsteller
Marcos Freire de Andrade Neves, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 550967124
Dieses Projekt untersucht die komplexen moralischen, soziokulturellen und rechtlich-politischen Zusammenhänge, in die der Einsatz von Natrium-Pentobarbital (NaP) bei staatlich genehmigten Hinrichtungen in Harris County (USA) eingebunden ist. Im Zentrum steht dabei die Frage, wie das ursprünglich für medizinische Zwecke bestimmte Medikament in das System der Todesstrafe verwickelt wurde. Mit der Einführung der letalen Injektion in den USA im Jahr 1977 wurde ein Wandlungsprozess in Gang gesetzt, der Pharmazeutika zu Strafwerkzeugen gemacht hat. Vor diesem Hintergrund erforscht dieses Projekt, welche Rolle NaP in der Regulierung von Leben und Tod spielt, um konventionelle Perspektiven auf die Wirksamkeit von Medikamenten, Sicherheit und das Verhältnis zwischen Fürsorge und Gewalt herauszufordern. Der Einsatz von Natrium-Pentobarbital bei Hinrichtungen offenbart eine moralische Ökonomie des Lebens, die entlang geschlechterspezifischer und ethnisiert-rassifizierter Linien strukturiert und von staatlichen, medizinischen und marktwirtschaftlichen Kräften geprägt ist. Indem NaP als eine todbringende Technologie dargestellt und seine Verbindung mit Strafe und erzwungenem Tod hervorgehoben wird, zielt das vorgeschlagene Projekt darauf ab, die Spannungen und Schnittpunkte aufzudecken, die dieser moralischen Ökonomie zugrunde liegen und bestimmte Körper und Gruppen einem besonders hohen Risiko einer staatlich sanktionierten Hinrichtung aussetzen. Das Projekt verwendet einen gemischten Methodenansatz, der Assemblage-Ethnographie, Chemo-Ethnographie, teilnehmende Beobachtung und Interviews kombiniert, um die Auswirkungen des absichtlichen Einsatzes von Pharmazeutika zur Herbeiführung des Todes als Mittel der Bestrafung durch staatliche Institutionen zu beleuchten.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen