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Ein grüner Korridor zwischen Namib-Wüste und Kalahari? Ein phylogeographischer Blick auf das Klima des südwestlichen Afrikas während des Letztglazialen Maximums

Fachliche Zuordnung Physische Geographie
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 551145135
 
Das Letztglaziale Maximum (LGM) ist nicht nur ikonisch für das Verständnis des letzten glazialen Zyklus, sondern, als gut abgrenzbare Extremklimaperiode, gängiges Kompartiment in Klimamodellen. Zum einen sind Proxy-Klimarekonstruktionen und Klimamodelle nicht immer in Übereinstimmung, und zum anderen ist der häufig globale Blick in Modellen zu unscharf, um regionale LGM-Bedingungen zu simulieren. Das LGM-Klima des oft als Subkontinent bezeichneten südlichen Afrikas wird kontrovers diskutiert. Neben geochronologischen Unsicherheiten, spielt hier die räumliche Verteilung der Geo-Archive eine wichtige Rolle. Die Lage des Subkontinents zwischen kaltem Atlantik und warmem Indik einerseits und tropischen Regengürtel im Norden und Westwindsystem im Süden andererseits, hat die Ausbildung sehr unterschiedlicher Ökoregionen zur Folge. Ein repräsentatives Klima für den Subkontinent gibt es also nicht und wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht während des LGM gegeben haben. Die Dynamik der Klima-Subsysteme kann aber in Zeitscheiben vergleichend betrachtet werden. Wir nehmen hier die klimatisch und ökologisch relativ gut abgrenzbaren südwestafrikanischen Trockengebiete Kalahari und Namib in den Fokus. Ausgehend von unseren paläontologischen Befunden, dass heute trockene Flussbecken der westlichen Kalahari während des LGM perennierend waren, wollen wir die Hypothese testen, dass das hydrographische Netzwerk der überwiegend bergigen Region zwischen Kalahari und Namib während des LGM perennierend aktiv war. Es hätte also eine hydrographische Verbindung (grüner Korridor) zwischen den (semi-) humiden Ökoregionen nördlich und südlich der Trockengebiete gegeben. Die hydro-klimatische Begünstigung des Korridors könnte z.B. durch eine Nordverlagerung der Westwindzone während des LGM gesteuert worden sein. Da die Möglichkeit, LGM-zeitliche, fluvio-lakustrine Sedimente zu analysieren, auf wenige geologische Aufschlüsse begrenzt ist, wollen wir hier den hypothetischen grünen Korridor mit einem für die Fragestellung neuen methodischen Ansatz in den Blick nehmen: Die Rekonstruktion LGM-zeitlicher Migrationswege der Süßwasserschnecke Burnupia spp. mit genetischen Methoden (Phylogeographie). War das hydrographische Netzwerk während des LGM aktiv, sind Burnupia spp. darin migriert und zwischen Populationen, die ursprünglich (und heute wieder) nördlich und südlich der Trockengebiete lebten, gab es einen genetischen Austausch, der sich molekular datieren lässt. Zusätzlich werden einige hundert Gehäuse rezenter und LGM-zeitlicher Burnupia-Populationen morphometrisch vergleichend analysiert, um so die wahrscheinlichen Ursprungsgebiete (Nord versus Süd) der fossilen Schnecken, mit einer von der Genetik unabhängigen Methode zu identifizieren. Wo die Konnektivität zwischen den unterschiedlichen Flusssystemen (Migrationsbrücken) am wahrscheinlichsten war, soll mit Hilfe fernerkundlicher Methoden analysiert werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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