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Musik und Kognition im Säuglingsalter und im weiteren Entwicklungsverlauf
Antragstellerinnen
Dr. Franziska Degé; Dr. Ulrike Frischen; Professorin Dr. Gudrun Schwarzer
Fachliche Zuordnung
Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 551194103
In den letzten Jahren wurde der förderliche Einfluss musikalischer Erfahrungen auf kognitive Fähigkeiten bei Kindern ab ungefähr 5 Jahren intensiv untersucht. In unserer eigenen Forschung konnten wir beispielsweise einen förderlichen Einfluss eines Musiktrainings auf exekutive Funktionen bei 6- bis 7-Jährigen feststellen (Frischen, Schwarzer, & Degé, 2019, 2021). Bisher kann jedoch nicht eindeutig geschlussfolgert werden, dass musikalische Erfahrungen tatsächlich eine Steigerung der kognitiven Fähigkeiten bewirken, da in dem beforschten Altersbereich bereits bestehende kognitive Unterschiede und Selektionseffekte durch selbst ausgewählte musikalische Aktivitäten der Kinder nicht vollständig kontrolliert werden können. Diese Schwierigkeit kann gelöst werden, indem der sich potentiell entwickelnde Zusammenhang zwischen musikalischen Erfahrungen und kognitiven Fähigkeiten vom Säuglingsalter an aufwärts unter systematischer Berücksichtigung des musikalischen Umfelds untersucht würde. Bisher ist zwar bekannt, dass individuelle Umwelterfahrungen die kognitiven Fähigkeiten von Säuglingen wesentlich bestimmen (Schwarzer, 2014), es existiert aber keine Forschung über den Zusammenhang zwischen musikalischer Erfahrung und Kognition für das Säuglingsalter. Deshalb soll längsschnittlich untersucht werden, ob 1) in der natürlichen Entwicklung zwischen 6 und 17 Monaten ein Zusammenhang zwischen musikalischen und kognitiven Fähigkeiten, insbesondere Vorläufern exekutiver Funktionen unter Berücksichtigung der musikalischen Umgebung entsteht, 2) ein musikalisches Training die kognitiven Fähigkeiten verbessern kann und 3) ein solches musikalisches Training die neurokognitive Verarbeitung beeinflusst. Es ist geplant, eine multizentrische Längsschnittstudie an drei Standorten (Gießen, Bremen, Frankfurt) mit stratifizierter (angereicherte/ nicht angereicherte musikalische Umwelt) zufälliger Zuordnung zu Interventionen bei Säuglingen zwischen 6 und 17 Monaten durchzuführen. Die Säuglinge werden mit 5/6 Monaten mit einem Screening (musikalische Umgebung, SES) und mit 6/7 Monaten zum Vortest getestet, mit 7/8 Monaten wird eine 3-monatige Intervention durchgeführt und mit 10/11 Monaten werden sie zum Post-Test sowie mit 16/17 Monaten zum Follow-Up-Test untersucht. Bei den Prä-, Post- und Follow-up-Tests werden die musikalischen Fähigkeiten (Melodie- Rhythmusverarbeitung) und kognitiven Fähigkeiten (allgemein, Vorläufer exekutiver Funktionen) untersucht. Die Interventionen bestehen aus einem Musiktraining, einer aktiven Spielkontrollgruppe (Pekip) und einer Wartekontrollgruppe. Zudem sollen am Standort Bremen die Auswirkungen des Musiktrainings im Vergleich zu den Kontrollgruppen auf neuro-kognitive Prozesse der Säuglinge untersucht werden. Es werden die frontale Alpha-Aktivität während eines Ruhe-EEGs und ERPs (P3a) mittels eines passiven auditiven Oddball Paradigmas untersucht, neuro-kognitive Prozesse, die mit der Entwicklung exekutiver Funktionen verbunden sind.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen