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Die abschlussbezogene Aufwärtsmobilität von Hauptschülern unter der Bedingung einer strukturellen Öffnung in der Sekundarstufe I

Fachliche Zuordnung Allgemeines und fachbezogenes Lehren und Lernen
Förderung Förderung von 2007 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 55232317
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Studie “Die abschlussbezogene Aufwärtsmobilität von Hauptschülern” verfolgte die Frage, wie sich der Erwerb des mittleren Abschlusses durch Hauptschüler am Ende der Sekundarstufe I unter Rückgriff auf individuelle, familiäre und kontextuelle Merkmale erklären lässt. Um den Abschlusserwerb vorherzusagen, wurde auf die Theorie geplanten Verhaltens von Ajzen zurückgegriffen. Die Studie wurde in Niedersachsen durchgeführt, wo sich Hauptschüler am Ende der neunten Klasse für oder gegen den Besuch eines 10. Schuljahres entscheiden müssen. Bei befriedigenden Leistungen und der Teilnahme an mindestens einem Leistungskurs in Mathematik oder Englisch erhalten sie den mittleren Abschluss am Ende der Klasse 10. Die Nettostichprobe umfasste 1882 Achtklässler aus 58 Schulen und 118 Klassen. Von den 31 Schulen mit 10. Klasse wurden zwei Jahre später der Abschlusserwerb aus den Schulakten entnommen. Von 24 Schulen mit zehnter Klasse lagen schließlich Daten zu insgesamt 1010 Schülern vor. Die Ergebnisse zeigen, dass sich 35% der Variation des Abschlusserwerbs in Klasse 10 durch die Abschlussabsicht in Klasse 8 erklären lässt. Werden nur leistungsbezogene Kriterien zur Vorhersage verwendet, können nur 23% der Variation des Abschlusserwerbs erklärt werden. 65% der Variation der Abschlussabsicht wiederum lässt sich auf die psychologischen Determinanten Einstellung zum Abschluss (attitude), Wahrnehmung von Erwartungen relevanter Anderer (subjective norm) und Kontrollüberzeugungen (perceived behavioural control) erklären. Insgesamt zeigen diese Ergebnisse, dass eine Einflussnahme auf einen erfolgreichen Abschlusserwerb schon früh in der Schulbiografie ansetzen und eine Veränderung dieser drei Determinanten bewirken sollte. Der Theorie des geplanten Verhaltens zufolge sollten externe Merkmale wie Herkunft, Leistung und Schulbiografie nur einen über die psychologischen Hauptfaktoren vermittelten Einfluss auf den Abschlusserwerb besitzen. Die Untersuchungen zeigen, dass Schüler aus Familien mit einem arbeitslosem Haushaltsvorstand und Schüler mit mindestens einer Wiederholung bei gleichen Leistungen eine ungünstigere Einstellung zu einem höheren Abschluss, weniger hohe Erwartungen relevanter Anderer wahrnehmen und über ungünstigere Kontrollüberzeugungen verfügen als andere Schüler. Darüber hinaus besitzen die genannten Merkmale jedoch auch einen eigenständigen – direkten – Effekt auf den Abschlusserwerb, der sogar größer ist als der indirekte Effekt. Dies bedeutet, dass es den genannten Schülergruppen weniger gut gelingt, ihre Abschlussabsicht in ein Verhalten umzusetzen. Insgesamt konnten 41% der Schüler mit ausgeprägter Abschlussabsicht diese nicht umsetzen. Bei Betrachtung der Schüler mit mindestens befriedigenden Leistungen zum Zeitpunkt der Klasse 8 zeigt sich, dass Differenzen vor allem hinsichtlich der Kontrollüberzeugungen vorlagen, nicht aber im Bereich Einstellung und subjektive Norm. Insgesamt zeigt sich hier eine Schwäche der Theorie des geplanten Verhaltens, die Probleme bei der Umsetzung der Verhaltensabsicht nicht erklären kann. Leistungsfähige Schüler ohne Abschlussabsicht und Abschlusserwerb unterschieden sich von leistungsfähigen Schülern mit Abschlussabsicht und Abschlusserwerb u.a. durch die Wahrnehmung höherer Lehrererwartungen, eine geringere Demotivierung durch Lehrkräfte und weniger Auseinandersetzungen mit Lehrkräften. Die Qualität der Lehrer-Schüler-Beziehung ist von ähnlicher Bedeutung für die Abschlussabsicht wie die Eltern-Kindbeziehung. Auch auf der Schulebene zeigt sich, dass eine höhere mittlere Lehrererwartung die Abschlussquoten einer Schule signifikant steigern kann. Damit wird hier verdeutlicht, wie bedeutsam Lehrkräfte und Schulkontext für die Bildungsentscheidungen von Jugendlichen sein können.

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