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Open.Oral-History Empfehlungen und Werkzeuge für die Risikobewertung, Anonymisierung und Bereitstellung rechtlich geschützter und ethisch sensibler audiovisueller Interviews.
Antragstellerinnen / Antragsteller
Dr. Almut Leh; Dr. Dennis Mischke
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 554898678
Die narrativ-biografischen Interviews der Oral History weisen spezifische ethische und rechtliche Schutzbedarfe auf. Da sie akustische und visuelle Informationen in Form von Bewegtmedien enthalten, sind sie schwieriger zu anonymisieren als andere Forschungsdaten. Ihre Anonymisierung muss die Re-Identifizierbarkeit von Personen verhindern, aber gleichzeitig im Interesse qualitativer Forschung die Quelle möglichst minimal verändern. Es existieren zum Teil also erhebliche rechtliche, ethische und fachspezifische Hürden für ihre Bereitstellung nach den FAIR-Prinzipien. Zugleich besteht ein beträchtliches disziplinübergreifendes Forschungsinteresse an ihrer Nachnutzung. Sie stellen somit ein besonders herausforderndes Beispiel (noch) rechtebewehrter Objekte dar. Bei den Sammlungsverantwortlichen fehlt ein strukturiertes Wissen über die juristischen Bedingungen und technischen Möglichkeiten für eine digitale Bereitstellung. Die komplexen Datenschutz-, persönlichkeits- und urheberrechtlichen Einschränkungen, wie fehlende oder unzureichende Einwilligungsserklärungen oder die darin geforderte Anonymisierung, stellen häufig eine scheinbar unüberwindbare Hürde dar. Das Projekt „Open.Oral-History“ begegnet diesem Bedarf, indem es Sammlungsverantwortliche dabei unterstützt, die Voraussetzungen für eine Bereitstellung ihrer Interviews systematisch zu bewerten und gegebenenfalls mit Hilfe eines durch Künstliche Intelligenz (KI) unterstützen Anonymisierungsverfahrens zu ermöglichen. In Zusammenarbeit mit den Inhaber*innen von Interview-Sammlungen in deutscher, englischer, polnischer und ukrainischer Sprache werden exemplarische Use-Cases identifiziert. Mit juristischer Unterstützung werden für diese verschiedenen Szenarien Workflows zur rechtlichen Klärung, Risikoabschätzung und Veröffentlichung entwickelt. Die Ergebnisse werden als Handreichung veröffentlicht. Für Fälle, in denen die Anonymisierung die Bereitstellung ermöglicht, werden generische Lösungen für eine rechtssichere Bereitstellung der Interviews erarbeitet.
Dafür werden mit Hilfe einer KI-basierten Spracherkennung automatisiert maschinenlesbare Transkripte generiert, aus denen mittels Named Entity Recognition zu anonymisierende Wörter und Passagen identifiziert und automatisiert in der Audio- und/oder Videospur unkenntlich gemacht werden. Die Sammlungsverantwortlichen erhalten die anonymisierten Textderivate und audiovisuellen Medien sowie maschinenlesbare Lizenz- und Rechteinformationen zur Bereitstellung und Nachnutzung der Oral-History-Interviews. Die erarbeitete rechtlich geprüfte Handreichung und die prototypischen technologischen Verfahren sollen generisch auf Datensätze anderer Fachdisziplinen anwendbar sein. Im Austausch mit anderen Pilotprojekten und Vertreter*innen verwandter Disziplinen wird die Übertragbarkeit der entwickelten Lösungen ermittelt.
DFG-Verfahren
Digitalisierung und Erschließung (Wiss. Literaturversorgung und Informationssysteme)
Mitverantwortliche
Dr. Tobias Kilgus; Verena Lucia Nägel; Dr. Cord Pagenstecher