Detailseite
Projekt Druckansicht

Bildung von Inflationserwartungen und Informationsübertragung auf Haushaltserwartungen: Trägheit, Agenda-Setzung und Unsicherheit

Fachliche Zuordnung Wirtschaftstheorie
Förderung Förderung von 2008 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 55518664
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die vorgelegten Arbeiten gehen in zwei Richtungen über den Forschungsstand zu Beginn des Projektes hinaus. Zum einen wurden mikroökonomisch fundierte Modelle (z.B. der Ansatz der “Prospect Theory” oder der Ansatz einer “rationalen Wahl” zwischen Informationseinbeziehung oder Nicht-Einbeziehung) vorgestellt und in ihrer empirischen Relevanz getestet. Das geschah entweder über die Schätzung einer nicht-linearen Regression unter Verwendung von Survey-Daten oder durch die Schätzung eines DSGE-Modells und der Simulation desselben. Basierend auf den verhaltensökonomischen Ansätzen der “Prospect Theory” (Kahneman und Tversky, 1979) wurde dabei das Konzept der Verlustaversion auf die Bildung von Inflationswahrnehmungen und -erwartungen angewandt. Es wurden verschiedene empirische Tests auf eine nichtlineare Funktion in der Beziehung zwischen tatsachlicher Inflation und Inflationswahrnehmung in einem Panel von 10 Euroländern durchgeführt. Es wurde dabei festgestellt, dass sich die Inflationswahrnehmung oberhalb eines Schwellenwertes (ca. 2% ) verändert und Veränderungen der Inflation stärker die Wahrnehmung beeinflussen als unterhalb dieses Schwellenwertes. Konkret kamen Panelregressionsmodelle mit “smooth transition” zum Einsatz. Außerdem wurde die Informationsanpassung der Wirtschaftssubjekte unter sich verändernden makroökonomischen Bedingungen modelliert. Dabei wird auf Modelle aus dem Bereich der trägen Informationsanpassung (“sticky information”) zurückgegriffen, wobei der Grad der Trägheit endogen erklärt dadurch wird, dass die Wirtschaftssubjekte sich unter positiven Kosten der Informationsverarbeitung zwischen voller Informationsverabeitung und träger Informationsverarbeitung rational entscheiden. Simulationen, die rekursiv durchgeführt wurden, zeigen, dass das Modell insbesondere die höheren Verteilungsmomente und den Grad der Trägheit - bezogen auf U.S.-amerikanische Daten - besser als vergleichbare Modelle erklären kann. Das Modell kann zahlreiche stilisierte Fakten (z.B. die Reaktion der Inflation auf einen geldpolitischen Schock) sehr gut erklären, wenn der Grad der Trägheit hinreichend hoch ist. Zum anderen wurden unter Verwendung von Mediendaten verschiedene Aspekte der Interaktion zwischen Medienberichterstattung und Wahrnehmung/Erwartungsbildung empirisch untersucht. Hier wurden wichtige Nichtlinearitaten bzw. Asymmetrien herausgearbeitet. In einem Papier wird die Beziehung zwischen quantitativ gemessenen Inflationswahrnehmungen und -erwartungen von Konsumenten und der Inflationsrate in Schweden untersucht. Strukturelle Vektorfehlerkorrekturmodelle zeigen eine stabile Kointegration zwischen tatsächlicher, wahrgenommener und erwarteter Inflation. Impuls-Antwort-Folgen-Analyse und Prognosefehlervarianzdekomposition zeigen eine starke Beziehung zwischen wahrgenommener und erwarteter Inflation beiden Konsumenten. Medieneffekte sind gering aber deuten auf eine asymmetrische Reaktion der Erwartungen auf Medienberichterstattung hin. Um die Erwartungen zu verankern sollte die Zentralbank alle Kommunikationskanäle nutzen, um über die Inflationsentwicklung zu informieren. In einem zweiten Papier zu Deutschland hängen Inflationserwartungen empirisch von einer Vielzahl von sozioöko-nomischen Charakteristika (Alter, Geschlecht, Bildung,...) ab. In diesem Aufsatz werden drei Erklärungsansätze auf ihre Bedeutung geprüft: haushaltsspezifische Inflationsraten, gruppenspezifischer Medienkonsum und heterogene Inflationswahrnehmung. Die ersten beiden Ansätze erklären den größeren Teil der Heterogenität. Denkbare Folgeuntersuchungen sollten sich auf die Kohärenz zwischen Wahrnehmungen/ Erwartungen und Handlungen (Konsum-, Spar-, Investitionsentscheidungen) konzentrieren. Außerdem sollte die Survey-Daten-Evidenz durch Experimente weiter untersucht werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2011), Deviations from Rationality – Essays on Inflation Perceptions and Expectations, KOF Dissertation Series, ETH Zurich, Nr. 10
    Dräger, L.
  • (2011): Endogenous Persistence with Recursive Inattentiveness, KOF Working Paper, ETH Zürich, Nr. 285 und DEP Discussion Papers Macroeconomics and Finance Series 3/2011
    Drager, L.
  • (2011): Inflation Perceptions and Expectations in Sweden – Are Media Reports the ‘Missing Link’?, KOF Working Paper, ETH Zürich, Nr. 273 und DEP Discussion Papers Macroeconomics and Finance Series 1/2011
    Dräger, L.
  • (2012): Information Rigidities in Economic Growth Forecasts: Evidence from a Large International Panel. International Monetary Fund. IMF Working paper 13/56
    Dovern, Jonas; Fritsche, Ulrich; Loungani, Prakash; Tamirisa, Natalia
  • (2013): Households’ Disagreement on Inflation Expectations and Socioeconomic Media Exposure in Germany, Deutsche Bundesbank Discussion Paper No 27/2013
    Menz, J.-O., Poppitz, P.
  • (2013): Perceived Inflation under Loss Aversion, Applied Economics, Vol. 46, No. 3, 282–293
    Dräger, L., Menz, J.-O. und Fritsche, U.
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung