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Reclaiming Narratives: Erforschung indigener Konzepte und transformativer Handlungsfähigkeit durch Filmrestitution und Found-Footage-Filmproduktion

Antragstellerin Dr. Sophia Thubauville
Fachliche Zuordnung Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 555247283
 
In den aktuellen dekolonialen und postkolonialen Debatten innerhalb von Kulturerbe-Institutionen konzentrieren sich europäische Archive aufgrund ihrer umfangreichen Sammlungen aus dem Globalen Süden zunehmend auch auf die Restitution von Filmen (Sarr & Savoy 2019; Ohene-Asah 2022; Campanini, Cheeka & Hediger 2021). Gleichzeitig nehmen Wissenschaftler*innen und Künstler*innen innovative Eingriffe in Filmarchiven vor und wenden Praktiken wie Found-Footage-Filme an, bei denen altes Filmmaterial neu zusammengesetzt wird, um neue Erzählungen zu schaffen, die Vorstellungen von Autorschaft, Herkunft und historischem Kontext in Frage stellen (Fossati 2012; Groo 2012; Knopf 2018; Gaycken 2021). In der Kunsttheorie gibt es zahlreiche Untersuchungen zur Interaktion zwischen Kunstwerken und Betrachtern, wobei sozio-materielle Ansätze die wechselseitige Beziehung zwischen Objekten und den Netzwerken, in denen sie existieren, betonen (Gell 1998; Hennion 1989; DeNora 2000). Darüber hinaus hat die Ethnologie Methoden entwickelt, die indigene Konzepte nicht-reduktiv und vergleichend einbeziehen und eine Neukonzeptionierung durch indigene metaphysische und ontologische Perspektiven ermöglichen (Wagner 1975; Strathern 1988; Viveiros de Castro 2002). Die Wissenschaftler erkennen die erkenntnistheoretischen und politischen Implikationen dieser Methodologie als dekoloniale Bewegung in der Ethnologie an. Das Forschungsprojekt wird das epistemologische und ethnografische Potenzial von Found-Footage-Filmen in einem transdisziplinären Rahmen erforschen, der Filmrestitution, Found-Footage-Filmproduktion und ethnologische Feldforschung miteinander verbindet. Dies eröffnet neue erkenntnistheoretische Perspektiven für die ethnologische Forschung mit Found-Footage-Filmen. Methodisch basiert das Projekt auf Recherchen in den Archiven des Frobenius-Instituts und der Filmanalyse mit Hilfe computergestützter Methoden. Zudem werden die Forscher*innen Shared-Observation Screenings des Filmmaterials mit den indigenen Gemeinschaften zur Untersuchung der Film- und Medienrezeption durchführen. Im Mittelpunkt des Projekts steht die Produktion von Found-Footage-Filmen durch indigene Filmemacher*innen auf der Grundlage ethnografischer Filmsammlungen des Frobenius-Instituts, die zwischen 1950 und 1974 in den Regionen Sidaama und Gedeo in Äthiopien gedreht wurden. Im Rahmen von Künstlerresidenzen werden sich Forscher*innen und indigene Filmemacher*innen auf das Zusammenspiel zwischen neuen Ontologien und historischen Quellen konzentrieren, um den Vorrang des ursprünglichen ethnografischen Autors/Films als Wissensquelle in Frage zu stellen und die Gedächtniskonstruktion auf der Grundlage von Archivmaterial zu untersuchen. Die Forscher*innen werden durch Teilnahme an diesen Residenzen ethnografische Daten über die sozio-materielle Aspekte der Filmproduktion und die Beziehungen sammeln, die durch die Found-Footage-Filmproduktion innerhalb der indigenen Gemeinschaften vermittelt werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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