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Militärs und "democratic backsliding" seit Ende des Kalten Krieges (MILBACK)

Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 557364627
 
Seit dem Ende des Kalten Krieges ist weltweit eine beunruhigende Tendenz zum „democratic backsliding“ (auf Deutsch: „Abrutschen der Demokratie“) zu verzeichnen, d.h. Prozesse der demokratischen Regression, bei denen die demokratischen Institutionen und Verfahren geschwächt oder zerstört werden. Während in den meisten der betroffenen Demokratien diese Entwicklung von gewählten Führern vorangetrieben wird, bleibt das Militär ein entscheidender Akteur, oft durch antidemokratische Putsche, wie in Thailand (2014), der Türkei (2016) und Niger (2023). Daneben haben seit den 1990er Jahren auch andere Formen der militärischen Beteiligung am „democratic backsliding“ an Bedeutung gewonnen. Dazu gehören Fälle, in denen Militärs die demokratische Erosion durch die Amtsinhaber unterstützt haben, wie etwa in Peru (1992) und El Salvador (2020). Daneben hat das Militär in einigen Ländern auch zur Bewahrung der Demokratie beigetragen, wie in Ecuador (2005) und Sri Lanka (2015). Diese Beispiele deuten darauf hin, dass das Militär im weltweiten Vergleich unterschiedliche Rollen bei der Erosion, dem Zusammenbruch oder dem Überleben der Demokratie spielen kann. In diesem Projekt werden wir systematisch die Rolle des Militärs in allen Episoden demokratischer Rückschritte seit dem Ende des Kalten Krieges analysieren. Die Untersuchung von insgesamt 26 Episoden der Erosion von Demokratie und 28 Fällen des Zusammenbruchs der Demokratie seit 1991 erlaubt die Beantwortung von drei Schlüsselfragen: 1. Welche Rolle hat das Militär in Prozessen des „democratic backsliding“ seit 1991 gespielt? 2. Wie lassen sich diese unterschiedlichen Rollen erklären? 3. Welche Auswirkungen haben diese Rollen auf die Ergebnisse des „democratic backsliding“? Um diese Fragen zu beantworten, werden wir 1. die verschiedenen militärischen Rollen in Episoden von „democratic backsliding“ konzeptualisieren; 2. den MILBACK-Datensatz über die Rolle des Militärs in allen 54 Episoden von „democratic backsliding“ seit dem Ende des Kalten Krieges erstellen; 3. ein spieltheoretisches Modell zur Erklärung der Rolle des Militärs in diesen Episoden entwickeln und es in einem systematischen Multi-Methoden-Design auf der Grundlage der MILBACK-Daten empirisch testen; und 4. die Auswirkungen verschiedener Formen der militärischen Beteiligung auf die Erosion, den Zusammenbruch oder die Widerstandsfähigkeit der Demokratie während und nach Rückfallphasen bewerten. Das Projekt wird drei Hauptergebnisse liefern: 1. Veröffentlichungen: Fünf begutachtete Zeitschriftenartikel, ein Buchmanuskript sowie der MILBACK-Datensatz. 2. Wissensaustausch: Kurzdarstellungen, Blogs, Videos und Präsentationen, um die Demokratieförderung zu unterstützen. 3. Akademische Ausbildung: Im Zuge der Projektarbeiten werden mehrere Masterarbeiten und zwei Doktorarbeiten erstellt sowie die Karriereentwicklung der Post-Doktorandin im Projekt gefördert. Besonderes Augenmerkt gilt hierbei auch der Förderung von Diversität und Gleichstellung.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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