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Erschließung und Digitalisierung der archivischen Überlieferung zur Verfolgung der Nationalsozialistischen Gewaltverbrechen in Hessen

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 557538759
 
Das Hessische Landesarchiv verfügt über eine umfangreiche und aussagekräftige Aktenüberlieferung der unmittelbaren Nachkriegszeit, die in besonders dichter Weise die Aufarbeitung der NS-Diktatur in der jungen Bundesrepublik dokumentiert. Hier treten neben den Unterlagen zur Entnazifizierung, Wiedergutmachung und Rückerstattung auch die frühe Überlieferung der behördlichen hessischen Landesverwaltung, der Ministerial- und der Justizverwaltung hervor. Die Bedeutung der hessischen Unterlagen der Nachkriegszeit wird durch zahlreiche Publikationen sowie die Aufnahme der Tondokumente und der Prozessakten des ersten Frankfurter Auschwitz-Prozesses in das UNESCO-Weltdokumentenerbe im Jahr 2017 deutlich. Seit 1945 hat die deutsche Justiz umfangreiche Ermittlungen zu den Nationalsozialistischen Gewaltverbrechen (NSG) durchgeführt. Betrachtet man die Forschungslage für Hessen, so ergibt sich zu den dortigen NSG-Verfahren ein heterogenes Bild. In besonderer Weise fokussierte die Forschung auf den von 1963 bis 1965 durchgeführten ersten Frankfurter Auschwitz-Prozess. Ein Versuch, die justizielle Verfolgung der NS-Gewaltverbrechen und deren Wirkungen auf die Justiz und die Nachkriegsgesellschaft in einer breiteren und zugleich differenzierenden Art und Weise zu erforschen, ist bisher ausgeblieben. Ursache hierfür dürfte nicht zuletzt sein, dass die Quellenlage nach wie vor disparat ist: nicht alle erforderlichen Quellen sind bereits an das Hessische Landesarchiv abgegeben worden und die vorhandenen Quellen in den hessischen Archiven sind längst nicht ausreichend differenziert erschlossen und damit der Forschung in einer der Bedeutung der Unterlagen angemessen Form zugänglich. Der Bedarf einer solchen Untersuchung wurde jedoch wiederholt formuliert. Das beantragte Projekt setzt sich daher das Ziel, die ca. 4.400 im Hessischen Landesarchiv vorhandenen Strafprozessakten zur Verfolgung der nationalsozialistischen Gewaltverbrechen Gewaltvergehen sowie die ca. 3.600 einschlägigen Vorermittlungsakten des Hessischen Landeskriminalamtes für die wissenschaftliche Nutzung differenziert zu erschließen und für den Online-Zugriff zu digitalisieren. Zudem soll der Verbleib weitere Ermittlungsakten der Staatsanwaltschaft in Frankfurt am Main, die bisher nicht an das Hessische Landesarchiv abgegeben wurden, geklärt und die Archivierung der Akten angestrebt werden. Auch der Verbleib von ca. 499 auf Hessen bezogene Ermittlungsakten der Zentralen Stelle in Ludwigsburg sollen im Rahmen des Projektes geklärt und ggf. die Archivierung im Hessischen Landesarchiv angestrebt werden. Projektbegleitend soll eine vollständige Übersicht über den Gesamtbestand der justiziellen und polizeilichen Ermittlungs- und Strafprozessakten zu den hessischen NSG-Verfahren erstellt werde. Diese lässt einen hohen Erkenntnisgewinn für die Forschung erwarten. Zudem ist vorgesehen, die Erschließungsdaten in eine Datenbank zu übertragen, um sie für zukünftige Forschungsfragen aufzubereiten.
DFG-Verfahren Digitalisierung und Erschließung (Wiss. Literaturversorgung und Informationssysteme)
 
 

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