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Deutsche Studie zur sexuellen Identität und Wahlverhalten

Antragsteller Dr. Constantin Wurthmann
Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 557654790
 
Die Zugehörigkeit zu soziostrukturell definierten Gruppen beeinflusst das individuelle Wahlverhalten und trägt zur Ausdifferenzierung von Parteiensystemen bei. Bis heute wurde die sexuelle Identität jedoch in der sozialwissenschaftlichen Forschung als Determinante des Wahlverhaltens nur unzureichend berücksichtigt. Eine wachsende Zahl internationaler Studien zeigt jedoch, dass die Selbstidentifikation als lesbisch, schwul, bisexuell, pansexuell oder asexuell einen bedeutenden Einfluss auf das Wahlverhalten und die politischen Einstellungen hat. Unterschiede zwischen Heterosexuellen und sexuellen Minderheiten werden dabei insbesondere durch Diskriminierungserfahrungen, die Sozialisation im Zuge eines Coming-out sowie die Einbettung in Netzwerke sexueller Minderheiten geprägt. Obwohl in diesen Studien oft von einem solidarischen Gruppenbewusstsein unter Angehörigen sexueller Minderheiten gesprochen wird, das auf einer gemeinsamen sexuellen Identität beruht, wurde dieses bisher weder theoretisch ausreichend konzeptualisiert noch empirisch validiert. Das vorliegende Projekt hat das Ziel, sexuelle Identität theoretisch-konzeptionell zu erfassen und mittels empirischer Modellierungen zur Erklärung von Wahlverhalten und politischen Einstellungen heranzuziehen. Diese Untersuchung wird durch die Erhebung eines einzigartigen Datensatzes im Rahmen der Bundestagswahl 2025 ermöglicht, bei der mindestens 1.500 Angehörige sexueller Minderheiten sowie 2.000 Heterosexuelle befragt werden. Dieser Datensatz ist in seiner Form einzigartig und ermöglicht eine systematische Untersuchung der Entstehung und Implikationen von Gruppenbewusstsein innerhalb einer empirisch vernachlässigten, marginalisierten Minderheit. Neben den politischen Einstellungen und dem Verhalten der Befragten wird im Rahmen des Projekts auch die politische Angebotsseite untersucht. Dies erfolgt durch Wahlprogrammanalysen sowie durch eine Analyse langjähriger Positionen und Forderungen parteiinterner LGBTQ*-Organisationen. Ergänzend dazu werden qualitative Analysen in Form von Experten- und Zielgruppeninterviews durchgeführt, um die für das Projekt entwickelten Indikatoren zu diskutieren und zu validieren. Darüber hinaus werden Politikerinnen und Politiker, die sich öffentlich als Teil sexueller Minderheiten identifizieren, im Rahmen von Interviews zur LGBTQ*-Interessenvertretung in deutschen Parteien befragt. Durch das Projekt sollen Einblicke in die Unterschiede zwischen Heterosexuellen und nicht-heterosexuellen Personen im Allgemeinen sowie innerhalb bestimmter Wählergruppen gewonnen werden. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse haben das Potenzial, das Verständnis der Beziehung zwischen Sexualität, sexueller Identität und politischem Verhalten nachhaltig zu verändern.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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