Detailseite
Transformation des Erbes, Erbe der Transformation. Synagogengebäude im heutigen Polen und das Vermächtnis der postsozialistischen Übergänge
Antragstellerinnen / Antragsteller
Privatdozent Dr.-Ing. Ulrich Knufinke; Professorin Dr. Ruth Leiserowitz
Fachliche Zuordnung
Architektur, Bau- und Konstruktionsgeschichte, Bauforschung, Ressourcenökonomie im Bauwesen
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Religionswissenschaft und Judaistik
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 557821604
In dem Forschungsprojekt werden Einflüsse rechtlicher Rahmenbedingungen und Transformationen auf den Umgang mit jüdischem Kulturerbe in Ostmitteleuropa nach 1989 untersucht. Diese wurde bestimmt durch die rechtlichen Veränderungen, die durch die politische Transformation, das Streben nach der Herstellung historischer Gerechtigkeit (transitional justice) und durch internationale Entwicklungen wie die europäische Einigung und die internationale Juridifizierung des Kulturerbes ausgelöst wurden. Diese beeinflussen bis heute die Art und Weise, wie Institutionen und Einzelpersonen mit ehemaligen jüdischen Gebäuden und Kulturgütern umgehen. Der Fokus des Projekts liegt auf Polen, wo diese Fragen bis heute intensiv diskutiert werden. Dies betrifft auch die westlichen und nördlichen Landesteile, die bis 1945 zum Deutschen Reiches gehörten. In diesen post-displacement regions war das Erbe der meist deutschsprachigen Juden marginalisiert und wird heute von jüdischen und nicht-jüdischen Institutionen verwaltet und verändert. Außerdem werden in diesem historischen deutsch-polnisch-jüdischen Kontaktbereich die zu untersuchenden Prozesse besonders sichtbar. Im Projekt wird der derzeitige institutionelle und private Umgang mit ehemaligen Synagogen in Polen untersucht unter Berücksichtigung des rechtlichen Rahmens und gleichzeitiger Historisierung. Ein zentrales Ziel ist es, die Prozesse der Heritagisierung ehemaliger Synagogen im Kontext der nach 1989 einsetzenden Verrechtlichung und Etablierung neuer Regularien zu untersuchen, da diese nach wie vor Restaurierung und Nutzung gebauten jüdischen Erbes entscheidend mitbestimmen. Hierbei werden insbesondere die 1997 kodifizierten und bis heute nicht abgeschlossene Rückgabeprozesse von Immobilien an jüdische Institutionen und daraus resultierende Konflikte untersucht. Die hierbei auf verschiedensten Ebenen in Erscheinung tretenden Akteure agierten auf lokaler, nationaler und transnationaler Ebene. Das Vorhaben ist methodisch an der Schnittstelle von Critical Heritage Studies, Denkmalschutztheorie sowie politischer, Rechts- und Transformationsgeschichte angesiedelt. Die Forschung zielt darauf ab, die komplexen Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Akteuren auf jüdischer und nicht-jüdischer Seite zu analysieren und unterschiedliche Diskursebenen zu verknüpfen. Dabei gilt es zudem, potenzielle Handlungsfelder für die zukünftige Nutzung ehemaliger Synagogen zu identifizieren sowie Ansätze für zukünftige Aneignungs- und Revitalisierungsbemühungen zu entwickeln. Das Projekt baut auf den Ergebnissen der ersten Phase des SPP 2357 auf, in der die Forschungsgruppe eine Bestandsaufnahme bestehender Synagogen in den polnischen Nord- und Westgebieten durchgeführt und deren historische sowie gegenwärtige Nutzung analysiert hat. Diese Arbeit führte zu einer engen Zusammenarbeit mit jüdischen Partnern und lokalen Akteuren, die das Fundament für die nun beantragte zweite Projektphase bildet.
DFG-Verfahren
Schwerpunktprogramme
Teilprojekt zu
SPP 2357:
Jüdisches Kulturerbe
Internationaler Bezug
Polen
Mitverantwortlich(e)
Professorin Dr. Ulrike Fauerbach
Kooperationspartnerin
Dr. Eleonora Bergman
