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Koordinationsfonds
Antragstellerin
Professorin Dr. Birgit Emich
Fachliche Zuordnung
Frühneuzeitliche Geschichte
Alte Geschichte
Alte Geschichte
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 558650976
Die Kolleg-Forschungsgruppe (KFG) will mit der Polyzentrik und Pluralität vormoderner Christentümer ein Phänomen ergründen, das für die Geschichte von der Antike bis zum 18. Jahrhundert im globalen Maßstab von Bedeutung ist. Die empirischen historischen Kenntnisse zur Geschichte der Christ*innen wurden in den letzten Jahrzehnten durch zahlreiche Einzelstudien geradezu revolutioniert. Doch noch fehlen Ansätze, die die Pluralität, die Polyzentrik und die Perspektivenabhängigkeit von Zugehörigkeiten und Ordnungen systematisch erfassen und in ihrer historischen Komplexität erschließen. Ziel der KFG ist es, einen angemessenen Ansatz zu entwickeln, der eine Sprache und ein Modell zur Beschreibung der Pluralität christlicher Formationen bereitstellt und zugleich Muster in der Vielfalt erkennen lässt. Angestrebt wird dies mit einer vierfachen Dezentrierung der Forschung: Die Akteur*innen werden in den Fokus gerückt, es wird auf a-priori-Periodisierungen verzichtet, die regionale Vielfalt gelangt in ihrer ganzen Breite in den Blick, Zentrierungen werden nicht allein von Dogma und Amtsautorität hergeleitet. Gebündelt wird die erstrebte mehrfache Dezentrierung der Forschung im Modell einer polyzentrischen Matrix. Dabei geht es nicht um eine Kartierung von Zentren, sondern um eine Reflexion über die Kontexte, Faktoren und Indikatoren von Zentrierung und Dezentrierung sowie über das, was die Entwicklung von Zentren und deren Bedeutungsverlust wahrscheinlich macht. Dieser Matrix zufolge hat Polyzentrik vier Dimensionen. Erstens nimmt sie in der Sache unterschiedliche Zentralitätsfunktionen in den Blick, in räumlicher Hinsicht betont sie zweitens, dass Zentrum-Peripherie-Verhältnisse einer ständigen Wandlung unterliegen. Drittens unterscheidet sie in einer sozialen Dimension diverse Praktiken der Zentrierung, die von den jeweiligen Sozialformationen und deren je eigenen Kommunikationsbedingungen, Zeithorizonten und Möglichkeitsspielräumen ebenso abhängen wie von sozialen Differenzkategorien. In der Zeitdimension fasst sie viertens Zentrierung und Dezentrierung als Prozesskategorien, die auf dauerhafte Bewegung hinweisen. Damit wird ein Transformationsbegriff entwickelt, der zeitlich, räumlich und sachlich flexibel skalierbar ist, d.h. für kürzere Phasen ebenso geeignet ist wie für die longue durée und sowohl lokale als auch globale Perspektiven einnehmen kann. Im Kern der zweiten Förderphase steht ein Handbuch zu Pluralität und Polyzentrik vormoderner Christentümer, das aus akteurszentrierter, transepochaler, überkonfessionell-globaler und praxeologischer Perspektive die Ergebnisse und Denkanstöße der Arbeit der KFG einem transdisziplinären und transepochalen wissenschaftlichen Diskurs in englischer Sprache zugänglich macht. Das Handbuch soll als kollaboratives Projekt verschiedener Schreibteams entstehen und wird in seiner digitalen Version neue Möglichkeiten der Vernetzung erschließen.
DFG-Verfahren
Kolleg-Forschungsgruppen
