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Macht fällt nicht vom Himmel. Die Konstruktion klerikaler Macht durch die Gemeinschaft der Gläubigen

Fachliche Zuordnung Katholische Theologie
Empirische Sozialforschung
Praktische Philosophie
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 534685649
 
In der Reflexion auf die sexualisierte Gewalt in der katholischen Kirche wurde und wird wiederholt der Befund geäußert, dass die klerikalistische Überhöhung des Weiheamts zu den Faktoren zählt, die den Machtmissbrauch und seine Vertuschung begünstigen. Nicht zuletzt einige der von den Diözesen in Auftrag gegebenen Rechtsgutachten bestätigen diese Annahme. Von Seiten der Theologie wird der Zusammenhang zwischen Klerikalismus und Machtmissbrauch u.a. aus systematisch-theologischer, liturgiewissenschaftlicher und pastoraltheologischer Sicht untersucht. Dabei wird häufig die Urheberschaft klerikalistischer Tendenzen in der lehramtlichen Theologie verortet. Deutlich weniger Beachtung findet dagegen die Frage, inwieweit die Gemeinschaft der Gläubigen durch die Attribuierung von Macht an die Amtsträger zur Fortschreibung klerikalistischer Denkmuster – und damit zugleich missbrauchsbegünstigender Bedingungen – beiträgt. Das Teilprojekt zielt darauf ab, diese Forschungslücke zu schließen und eine umfassende Perspektive auf die Faktoren und Motive zu entwickeln, die zur Zuschreibung von Macht an katholische Amtsträger führen. Es gliedert sich in zwei Hauptteile. In einer Reihe von sozialphilosophischen Studien werden erstens theoretische Denkfiguren und empirische Befunde zusammengeführt. Es werden Annahmen über mögliche Motive entwickelt, die für die Machtzuschreibung an eine kleine Gruppe durch eine große Gruppe relevant sind. Das Konzept des sozialen Imaginären wird dabei als Heuristik genutzt, um die Dynamiken zwischen den Akteuren zu analysieren und die Mechanismen der Machtzuschreibung zu verstehen. Insbesondere wird das Phänomen der „freiwilligen Unterwerfung“, d.h. der Loyalität der Menge gegenüber den Machthabern betrachtet. In einer empirischen Untersuchung (Promotionsprojekt) werden zweitens konkrete Selbstbeschreibungen über die Motive und Faktoren erhoben, die die Akzeptanz der bestehenden Machtverhältnisse fördern. Diese Daten, die aus qualitativen Interviews mit Mitgliedern verschiedener katholischer Pfarreien gewonnen werden, dienen als Prüfstein für die im sozialphilosophischen Teil des Projekts entwickelten theoretischen Annahmen. Durchgängig wird dabei zu analysieren sein, auf welche Weise Genderdifferenzen und generationenübergreifende Verantwortungsbeziehungen die Reproduktion der Machtstrukturen beeinflussen. Insgesamt ist das Teilprojekt darauf ausgerichtet, ein differenziertes, begrifflich wie empirisch fundiertes Verständnis der innerkirchlichen Wechselwirkungen zwischen den sog. Laien und den Amtsträgern zu erarbeiten. Die Anlage des Projekts orientiert sich dabei an dem Forschungsziel, die komplexe Verwobenheit von theologischen und sozialdynamischen Faktoren zu analysieren, die zur Fortschreibung missbrauchsanfälliger Rahmenbedingungen beitragen.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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