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FOR 5778: Macht und Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche - Interdisziplinäre Kritik und Analyse
Fachliche Zuordnung
Geisteswissenschaften
Sozial- und Verhaltenswissenschaften
Sozial- und Verhaltenswissenschaften
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 534685649
Das interdisziplinäre Projekt analysiert die Genese, die Konstitution und die Wirkung von Macht und Missbrauch im Kontext der römisch-katholischen Kirche. Ziel ist die Entwicklung einer theologischen Kritik und neuen Theorie der Macht. Das Erkenntnisinteresse gilt dem Zusammenhang sexualisierter Gewalt mit sowohl spezifisch katholischen als auch allgemein intersubjektiven Machtkonstellationen sowie der Verwobenheit individueller Einstellungen mit institutionellen Faktoren. Angestrebt wird eine differenzierte Analyse der in diesem Sinne systemischen Faktoren für den innerkirchlichen Machtmissbrauch. Diese Zielsetzung wird in drei Forschungsclustern mit je eigenem inhaltlichem Fokus verfolgt: Betroffenenperspektiven, Institutionalisierung und Konstitution von Macht. Gemeinsam ist den Clustern die Orientierung entlang der beiden Frageachsen „Generativität“ und „Gender“.Forschungsdesiderate bestehen aktuell insbesondere im Hinblick auf drei Fragekomplexe: (1) Bedingungen der Verletzlichkeiten von Personen und Systemen, (2) Kritik von Ordnungen und Strukturen der Macht in Institutionen und (3) die theologische Konstitution von Machtungleichgewichten und Machtmissbräuchen. Entsprechend widmet sich das erste Cluster den Betroffenenperspektiven, das zweite Cluster der institutionellen Macht unter Berücksichtigung rechtlicher Ordnungen und das dritte Cluster den Machtkonstitutionen, d.h. jenen Denkmustern und Faktoren, die potentiell gewaltvolle Asymmetrien begünstigen, ermöglichen und stabilisieren. Die drei Cluster untersuchen reziprok zueinander die institutionellen Täter-Opferstrukturen einschließlich ihrer Begünstigungs-, Tabuisierungs- und Vertuschungsfaktoren sowie deren theologischer Grundierung. Die theologische Neuverortung der Machtthematik wird interdisziplinär erarbeitet: Die Disziplinen Pädagogik, Philosophie und Recht sind entsprechend zentral verankert, politikwissenschaftliche und weitere fachwissenschaftliche Perspektiven werden darüber hinaus einbezogen. Hierbei soll der Zusammenhang zwischen der konkreten Machtförmigkeit interpersonaler Beziehungen und den übergeordneten Konstitutionsfaktoren von Macht und Machtmissbrauch in der katholischen Kirche in der Weise untersucht werden, dass das hieraus gewonnene Modell – als Analogiemodell und Kontrastfolie – zum Verständnis außerkirchlicher Muster von Macht und Machtmissbrauch beitragen kann. Konkret lässt die interdisziplinäre, systematisch-vergleichende Zusammenarbeit Erkenntnisse im Hinblick auf Strategien der Missbrauchsbekämpfung und -prävention auf theologischer, pädagogischer und juristischer Ebene erwarten.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen
Projekte
- Autonomie des Rechts oder ius divinum? Kritik des Naturrechts in machttheoretischer Perspektive (Antragsteller Schmidt, Thomas M. )
- Handlungsfähigkeit: Verletzlichkeit und Wiederermächtigung in Betroffenen-Biographien (Antragsteller Mandry, Christof )
- Koordinationsfonds (Antragstellerin Middelbeck-Varwick, Anja )
- Macht fällt nicht vom Himmel. Die Konstruktion klerikaler Macht durch die Gemeinschaft der Gläubigen (Antragstellerin Langner-Pitschmann, Annette )
- Selbstbestimmungsrecht von Religionsgemeinschaften und die Verhinderung von Machtmissbrauch (Antragstellerin Sacksofsky, Ute )
- Wissen über die „Dritten“ im katholischen Kontext. Dynamiken von Machtmissbrauch und sexueller Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen (Antragstellerin Andresen, Sabine )
- Zur Macht von Geschlechterordnungen. Feministische Kritik römisch-katholischer theologischer Reformen seit 2010 (Antragstellerin Middelbeck-Varwick, Anja )
Sprecherin
Professorin Dr. Anja Middelbeck-Varwick
