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Kausale Einflussfaktoren auf den Einsatz von Negative Campaigning in der Wahlkampfkommunikation von Landtagskandidaten
Antragsteller
Professor Dr. Jürgen Maier
Fachliche Zuordnung
Politikwissenschaft
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 560222577
Die Forschung zu Negative Campaigning geht weitgehend einhellig davon aus, dass Angriffe auf den politischen Gegner das Ergebnis von Kosten-Nutzen-Abwägungen sind. Beobachtbare Unterschiede im Angriffsverhalten von Kandidaten werden post hoc mit Hilfe der Rational Choice-Theorie als kausale Effekte unterschiedlicher Anreizstrukturen interpretiert, die auf der Mikroebene (soziales und politisches Profil von Kandidaten) und/oder der Makroebene (Wahlkampfkontext, Gegnerprofil) vorliegen. Jüngere Untersuchungen legen jedoch nahe, dass Kandidaten sich nicht immer rational verhalten, der empirische Gehalt des Rational Choice-Ansatzes somit begrenzt ist. Studien, die die in der Literatur propagierte, auf Kosten-Nutzen-Überlegungen basierende Kausalbeziehung zwischen Anreizstrukturen und Negative Campaigning empirisch untersuchen, liegen nicht vor. Das beantragte Projekt setzt sich erstens zum Ziel, diese Forschungslücke zu schließen. Datengrundlage hierfür sind Befragungen von Landtagskandidaten, in denen gezielt der Umfang und die Ausgestaltung negativer Kampagnenkommunikation über Selbstberichte erfasst wird. Gleichzeitig werden umfassende Informationen zum Kandidatenprofil und der individuellen Wahrnehmung des Wahlkampfs erhoben. Ziel ist es zum einen, einen Paneldatensatz aufzubauen, der Kandidaten beinhaltet, die zwischen 2021 und 2024 an einer Landtagswahl teilgenommen haben und bei der nächsten Landtagswahl zwischen 2026 und 2028 erneut antreten. Zum anderen sollen im Rahmen von Kandidatenbefragungen für die Landtagswahlen 2026-2028 Vignetten-Experimente zum Einsatz von Negative Campaigning durchgeführt werden. Mit den beiden Datenquellen soll die Frage nach der kausalen Wirkung von bislang identifizierten Einflussfaktoren geklärt werden. Zweitens soll das beantragte Projekt weitere Einflussfaktoren auf den Einsatz von Negative Campaigning identifizieren. Der Fokus liegt dabei auf der Rolle von ideologischer und affektiver Polarisierung, die von verschiedenen Seiten als neue und bedrohliche Entwicklungen in Politik und Gesellschaft gesehen werden. Beide Formen der Polarisierung werden auch mit negativer Kampagnenkommunikation in Verbindung gebracht. Einige wenige, empirische Befunde hierzu liegen für die USA, nicht aber für andere Länder vor – auch weil geeignete Messinstrumente für die Polarisierung von politischen Eliten in parlamentarischen Demokratien sowie parallel erhobene Daten zum Angriffsverhalten von Kandidaten fehlen. Die Analyse von ideologischer und affektiver Polarisierung als weitere mögliche Einflussfaktoren auf Negative Campaigning wird eingebettet in das vom Antragsteller vorgeschlagene Comprehensive Model of Candidate Attack Behavior (COMCAB), das über Rational-Choice-Überlegungen hinausgehende Mechanismen, die zum Einsatz von Angriffsstrategien führen können, beschreibt und empirisch testet.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
