Detailseite
Entwicklung von Vegetation und Waldbrandhäufigkeit in der Gegend um den Melvillesee (Kanada) seit dem Abschmelzen des Laurentidischen Eisschildes am Ende der letzten Eiszeit (Akronym: MELPOLL)
Antragstellerinnen
Professorin Dr. Elisabeth Dietze; Privatdozentin Dr. Andrea Catalina Gebhardt
Fachliche Zuordnung
Geologie
Physische Geographie
Physische Geographie
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 560560208
Der Melvillesee ist ein Fjordsee Labradors, der sich während der letzten Eiszeit am Rande des hochdynamischen Laurentidischen Eisschildes (LIS) befand. Der See hat eine Länge von ungefähr 250 km, ist bis zu 250 m tief und enthält Sedimente mit einer Mächtigkeit von bis zu 400 m. 2019 haben wir im Rahmen einer Schiffsexpedition Kerne von den obersten Sedimentschichten des Sees entnommen, die sich zu einem Kompositprofil von ungefähr 20 m Länge verschneiden lassen. Das Kompositprofil umfasst ungefähr die letzten 13000 Jahre. Zu dieser Zeit war der Melvillesee noch komplett vom LIS überdeckt. Erst ungefähr 3400 Jahre später war das LIS etwa bis zur Kernposition abgeschmolzen. Erste Daten vom Kompositprofil lassen erkennen, dass der See während der letzten Eiszeit also nicht vollständig ausgebaggert worden ist, sondern stattdessen als subglazialer Wasserkörper unter dem Eis überstanden hat – sogar mit durchgängiger Verbindung zum Labradorschelf. Wir können somit an den Sedimenten des Melvillesees einerseits ältere Sedimente als anderswo in Labrador untersuchen. Andererseits bieten sie auch die Möglichkeit, in der jeweils gleichen Probe mit unterschiedlichen Methoden zu arbeiten und somit Land-See-Ozeanbeziehungen zu untersuchen, ohne dass diese durch Datierungsungenauigkeiten gestört würden. Somit bietet sich der Melvillesee förmlich als eine potentielle Bohrlokation im Rahmen eines amphibischen Land-zu-Meer-Transsekts in ICDP und IODP MSP an. In der hier beantragten Studie möchten wir hochauflösend die in den Sedimenten enthaltenen Pollen untersuchen und damit rekonstruieren, wie und wann sich die Vegetation am Ende der letzten Eiszeit etabliert hat und wie sie sich während der im Holozän bekannten kurzlebigen Klimaschwankungen verändert hat. Über die Bestimmung der Vegetation kann auch eine Aussage über damals herrschende Temperaturen und Niederschlagsmengen gemacht werden. Zusätzlich wollen wir die relativ neue Methodik der „ancient DNA“ anwenden, mit der man eine noch detailliertere Aussage über die Diversität vergangener Vegetationszusammensetzungen machen kann. Ebenfalls wollen wir kleinste Kohlestückchen untersuchen, die Zeugen vergangener Waldbrände sind. Mit diesen und mit sogenannten Feuer-Biomarkern kann man recht genau rekonstruieren, wie häufig und wie stark Waldbrände in der Vergangenheit gewütet haben. Die hier vorgeschlagenen Untersuchungen werden uns helfen zu verstehen, wie die globale Erwärmung sich auf die Kanadische Arktis und Subarktis auswirken wird. Unsere Daten werden außerdem eine solide Grundlage bilden, auf der wir im Rahmen eines MagellanPlus-Workshop einen Bohrvorschlag für eine Land-zu-See-Tiefbohrung vorbereiten können.
DFG-Verfahren
Infrastruktur-Schwerpunktprogramme
